Liebe Leserinnen und Leser
Ich habe – nicht zuletzt aus biographischen Gründen – mit Sicherheit mehr Sympathien für Klimaforscher und Klimaaktivisten als für Klimawandelleugner und Verwschwörungsschwurbler. Das heißt allerdings nicht, dass ich alles, was erstere von sich geben, bedenkenlos unterschreiben würde. Lagerdenken mag ich nämlich noch weniger als Klimaleugner. Deshalb gehen mir auch nicht wenige der in vielen Diskussionen gehörten Argumente – oder sollte ich besser sagen Sprüche – der Klimawarner auch gehörig gegen den Strich. Einer dieser Sprüche lautet. „Die Mehrheit der Wissenschaftler sagt, dass ...“.
Hinter dieser und anderen Floskeln steckt imho nicht nur ein falsches Verständnis von Wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten. Sie sind selbst das Unwissenschaftlichste, was man zum Thema Wissenschaft von sich geben kann. Denn Wissenschaft, wissenschaftlicher Fortschritt ist keine Sache des Konsenses, sondern eine des Dissenses. Nicht angeblich „wissenschaftlich bewiesene“ Behauptungen sind die Essenz der Wissenschaft, sondern die richtigen und richtig gestellten Fragen.
Es könnte – Paradox, Paradox! – ja sogar sein, dass, gerade weil die Mehrheit der Forscher einer Disziplin im Prinzip einer Meinung ist, diese Meinung und das hinter ihr stehende „Paradigma“, der „Denkstil“, wie die Wissenschaftstheoretiker Kuhn und Fleck sagen, bereits vor ihrer Götterdämmerung stehen. Mehr dazu finden sie im neuen Blogpost Vom Wissen und vom Zweifel
Ihr
Eckhard Supp
enos Wein
Nicht nur Sonnenschein und blaues Meer
„Storytelling“ ist einer der umstrittensten Begriffe des aktuellen Journalismus, oft (fälschlich) gleichgesetzt mit der Märchenerzählerei eines Claas Relotius (erfundene „Spiegel“-Reportagen), mit den Fälschungen eines Felix Heidenreich (Hitler-Tagebücher im „Stern“), denen von Michael Born („Stern-TV“ etc.) und vieler anderer. Dabei meint Storytelling, ein auch im Marketing und in der Werbung verwendeter Begriff, im Grunde erst einmal […]
Vom Geist zum Wein(geist)
Nein! So, wie man sich einen Weinbaubetrieb vorstellt, der sich ganz der Erzeugung im Trend liegender Natur- oder Orangeweine widmet, wirkt das hier wirklich nicht. Die alten Gebäude der Kellerei Bernhard Völker im fränkischen Kitzingen, nur wenige Meter vom Bahnhof und von der mittelalterlichen Altstadt entfernt, wecken eher Erinnerungen ans Weinmachen vergangener Jahrzehnte, und selbst […]
Ruhestand ist nicht gut für mich
Wer die letzte Abzweigung neben dem Sportplatz von Estômbar, einem kleinen Dorf an der portugiesischen Algarve unweit der Stadt Portimão, nicht verpasst hat, kann sie schon bald kaum noch übersehen: bizarre, leuchtend gefärbte, teilweise überdimensionale Skulpturen, die hinter Rebzeilen und Mauern hervorragen. Quinta dos Vales, das versteht sich sofort, ist ein ungewöhnliches Weingut. So ungewöhnlich […]
enos Kultur
Vom Wissen und vom Zweifel
von Eckhard Supp 85.000! Das ist die Anzahl Links, die eine Google-Suche nach dem Ausdruck „Mehrheit der Wissenschaftler“ auswirft, wenn man nach der exakten Wortfolge sucht. Wer dagegen nach den drei Worten ohne festgelegte Reihenfolge sucht, erhält sogar 2,2 Millionen Resultate. Eine gewaltige Zahl, wenn man berücksichtigt, dass selbst der Begriff „Klimakatastrophe“ „nur“ 2,6 Millionen […]
Rezension: Wahrheit und Gesellschaft
Medien und die Digitalisierung der Wirklichkeit von Eckhard Supp Vielleicht sollte man sie gar nicht beachten, auch wenn sie sich gerne lautstark geben. Die Rede ist von jenen „Kritikern“ – wenn diese Bezeichnung nicht schon zu euphemistisch ist – der Medien und des Journalismus, die diese als Verbreiter von „Fake News“, als „Lügenpresse“ diffamieren: in […]
Deitsch Sproch, schwär Sproch
Vom Schlendrian im Umgang mit der Sprache von Eckhard Supp Ein wenig fühlte ich mich an Karl Valentins – das „v“ wie ein „f“, bitte – „Semmelnknödeln“ erinnert. Hatte der Mensch in der Werbung da wirklich gerade die „Ziffernblättern“ (im Akkusativ) seiner Uhr angepriesen? Oder hatte ich es nur geträumt? Erstaunt hätte mich das nicht […]
