Liebe Leserinnen und Leser
Ich gestehe, mein (Schul)Latein ist weit davon entfernt, mir die Lektüre der Texte des Cusanus, im bürgerlichen Leben Nikolaus von Kues, in der Originalfassung erlaubt zu haben. Da mussten dann leider Übersetzungen bzw. Zitate der Sekundärliteratur reichen. Dennoch waren die Recherchen zum Autor der „docta ignorantia“, des gelehrten Nichtwissens, und anderer philosophischer Schriften überaus faszinierend, zumal für jemanden, für den die Phillosophie seit dem Studium und den Arbeiten am Registerband der Hegel-Gesamtausgabe zu den großen Interessensgebieten gehört. Sie zeigten wieder einmal, wie falsch und irreführend bestimmte Pauschalurteile sein können, wie etwa das über das „dumpfe“ und „wissenschaftsfeindliche“ Mittelalter oder auch das „gut-böse“-Lagerdenken in praktisch allen Lebens- und Wissensbereichen.
Der Name des Cusanus, einer der erstaunlichsten, wenngleich vielleicht am meisten missachteten Figuren der europäischen Kulturgeschichte, ist enos-Lesern dabei kein unbekannter. In unserem vor drei Jahren erschienenen Artikel über Stiftsweingüter in ganz Europa war das Cusanusstift – St. Nikolaus-Hospital bereits gewürdigt worden. Diesmal legen wir das Augenmerk mehr auf die erstaunlichen philosopischen Arbeiten des Stifts- und Weingutsgründers: wirklich bemerkenswert, welche kulturellen Schätze die Weinwelt in der Geschichte Europas hervorbringen konnte.
Unsere Weinverkostungen führten uns dagegen zuletzt ins Herz der italienischen Toskana, in die Heimat des Chianti Classico. Mehr als 70 Weine aus dem Herzen der Region konnten wir bei verschiedenen Gelegenheiten probieren und stellten fest, dass die Region nach Jahrzehnten der Suche – Stichworte: Cabernet Sauvignon im Sangiovese, Barriqueausbau im neuen Holz, Chaos bei den Herkunftsbezeichnungen etc. – so etwas wie eine stabile Identität ihrer Weine hervorgebracht hat. Ganz vorn dabei, nach den Resultaten unserer Tastings zu urteilen: das Weingut der Barone Ricasoli, auf dem der Chianti (Classico) einst „erfunden“ wurde.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen
Ihr
Eckhard Supp
Juni 2024
enos Wein
Begrabt mein Herz an der Biegung … der Mosel!
von Eckhard Supp letzte korrigierte Fassung vom 24.7.24, 14:48 Uhr Unfälle, Naturkatastrophen, Kriege … Die Liste der Assoziationen, die sich wohl jedem bei Nennung des „Roten Kreuzes“ einstellen, ist lang – Wein dürfte mit einiger Sicherheit nicht dazu gehören. Und doch betreibt das Deutsche Rote Kreuz mit seinem „Sozialwerk Bernkastel-Wittlich“ an der Mosel sein weltweit […]
Trinken (bis) weil der Arzt kommt
Nach heutigen Maßstäben scheint es unvorstellbar, und wirklich gesichert ist die Zahl wohl auch nicht: Im berühmten Hötel-Dieu von Beaune, Teil des historischen Hospitals „Hospices Civils de Beaune” der Weinhauptstadt des Burgund, sollen die Alten und Kranken, die hier zur Zeitenwende zwischen Mittelalter und Neuzeit gepflegt wurden, für den persönlichen Konsum ein Recht auf sage […]
Den Wein vor lauter Bäumen nicht …
„(H)êtres“, ein Mix aus „hêtres“, Buchen, und „êtres“, Lebewesen, lautet der Titel eines kleinen, vor gut zwei Jahren erschienenen Bändchens mit poetischer Prosa von Jean-Baptiste Cordonnier. Es ist den Bäumen eines Waldes namens „Forêt de Fachan“ im „Couserans“ oder „Conserans“, der historischen Provinz des französischen Pyrenäendepartements Ariège südlich von Toulouse gewidmet – Bäumen, die bei […]
enos Kultur
Ein Quantum Wissen
Eine Rezension von Eckhard Supp letzte korrigierte Fassung vom 12.5.24, 16h54 Die sozialen Medien machen dumm! Sagen viele, die glauben, es wissen zu müssen. Das mag teilweise sogar stimmen, aber kürzlich stolperte ich im Facebook-Eintrag eines Freundes über ein Zitat, das wirklich zum Nachdenken, sogar zum gründlichen Nachdenken anregte: „Es gibt nur eine Wahrheit, aber […]
Schlecht gebrüllt
Eine Rezension von Eckhard Supp Eigentlich hatte ich mir von Lars Hennings Buch über die Anfänge des Denkens[1] einiges versprochen. Und das nicht nur, weil ich durch eine unerwartete (Spam)-Mail erfuhr, dass der Autor in einer früheren Arbeit[2] zum Thema meinen immerhin schon einige Jahrzehnte alten Text über Australiens Aborigines[3] zitiert hatte. Die Neugier war […]
Fremder, quo vadis?
Erkenntnistheoretische Überlegungen zum kulturkonfrontativen Denken[1] von Eckhard Supp zur pdf-Version dieses Essays geht es hier … letzte korrigierte Version vom 20.1.2024 For the english pdf version “Stranger quo vadis?” click here… „Sich zu kennen, dazu muß das bloße Ich zu anderen gehen.“ (Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung)[2] „Singing my life with his words Killing […]