
Nein, eine wirkliche Überraschung waren diese griechischen Rotweine nicht, weder was ihre tolle Qualität, noch, was die Namen der besten Erzeuger betrifft. Unsere Verkostung, die wir dank der Hilfe des Deutsch-Atheners Markus Stolz organisieren konnte, bewies erneut - wenn das denn überhaupt notwendig war -, dass der griechische Weinbau qualitativ inzwischen absolut konkurrenzfähig ist. Dass sich dies in vielen Ländern nur so langsam herumspricht, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Markus Stolz hatte dazu kürzlich in "enos" geschrieben: "Wie fast alle anderen Sektoren der griechischen Wirtschaft hat es auch der Weinbau bis heute nicht geschafft, seine zum Teil unbestreitbaren Leistungen in bare Münze umzuwandeln", und fährt mit der Erklärung fort, dass es auch "in Deutschland, immerhin einem der wichtigsten Exportmärkte des hellenischen Weinbaus, ... schwierig (ist), griechische Spitzenprodukte zu finden. Das liegt nicht an den importierten Mengen. Was nicht stimmt, sind die Qualitäten, das Preisniveau und damit die Erlöse.
"Das liegt zum einen an der Tatsache, dass die Vertriebskanäle noch heute die der 1980er Jahre sind. Griechischer Wein wird hierzulande fast ausschließlich von Auslandsgriechen importiert und vertrieben. Deren Kundschaft wiederum besteht ebenfalls überwiegend aus Landsleuten bzw. ihren Restaurants, die eher im unteren Preissegment operieren. Das schlägt sich dann logischerweise auch auf das Weinangebot nieder. Für die Erzeugerbetriebe ist dies ein Teufelskreis: Man ist sich des Problems bewusst und wünscht sich alternative Vertriebswege, hat aber gleichzeitig Angst, die etablierten Importeure zu verärgern – die Gefahr eines ruinösen Preiskriegs um Marktanteile ist groß.
"Aber Griechenlands Weinbau hat auch im eigenen Land mit gravierenden Imageproblemen zu kämpfen. Von den jährlich weit mehr als 20 Millionen Touristen kehrten viele zweifellos gerne in den typischen Tavernen ein. Dort aber wird nur allzu oft der offene „Hauswein“ angeboten, der nicht selten vom Wirt selbst, von einem Nachbarn oder Familienmitglied stammt und „anonym“ ausgeschenkt wird."
Während das gute Ergebnis insgesamt nicht wirklich erstaunlich war, gab es doch auch Überraschungen. Hatten bei früheren Verkostungen oft Weine aus französischen Sorten - Syrah allen voran - geglänzt, so zeigten diesmal auch die einheimischen Reben ihr großes Potenzial. Agiorgitiko, Mavrotragano und Xinomavro, alleine oder im Verschnitt mit anderen Sorten, stellten einen Gutteil unserer Siegerweine. Die kamen allerdings wieder aus bereits aus der Vergangenheit bekannten Betrieben: Kir-Yianni, Biblia Chora, Sigalas, Costa Lazaridis, Alpha Estate oder Gerovassiliou sind ja für Griechenlandkenner keine Unbekannten Umso bedauerlicher, dass ihr guter Ruf noch nicht über kleine und kleinste Zirkel von Freunden griechischer Spitzenweine hinausgedrungen ist.