Dentelles, deutsch geklöppelte oder gehäkelte Spitzen, genauer Dentelles de Montmirail, nennt sich eine der spektakulärsten Bergketten der Provence, auf halbem Wege zwischen Orange und dem mythischen Mont Ventoux gelegen. An ihrem Fuß findet man gleich ein halbes Dutzend Appellationen, Vacqueyras, Gigondas, Séguret, Sablet, Beaumes, Rasteau und wie sie alle heißen, deren Rotweine sich trotz ihres eigenständigen Status im Weingesetz sehr ähnlich sind – vor allem wohl, weil sie überwiegend aus derselben Rebsorten gekeltert werden.

Diese Sorte, Grenache (noire), in Spanien Garnacha, auf Sardinien Cannonau genannt, bringt kräftige, im besten Fall auch komplexe Weine hervor, von denen allerdings Wikipedia nicht allzu viel zu halten scheint. „Da der Wein aber hauptsächlich aus der Grenache-Traube gekeltert wird, eignen sich bescheidene Jahrgänge nicht besonders für eine lange Flaschenreifung und sollten deshalb jung verköstigt werden“, kann man dort lesen, wobei es sich Menschen, die der deutschen Sprache mächtig sind, wahrscheinlich nicht wirklich erschließt, warum man Rebsorten „verköstigen“ – laut Duden „mit den täglichen Mahlzeiten, mit der nötigen Nahrung versorgen“ – sollte, mal abgesehen davon, dass das mit den „bescheidenen Jahrgängen“ wahrscheinlich für fast alle Rebsorten der Welt gilt.
Wie dem auch sei, wir erhielten im letzten Herbst das Angebot, eine kleine Zahl Roter aus Gigondas zu verkosten, welches wir gerne annahmen. Und ja, die Weine waren deutlich besser, als es der Wiki-Kommentar hätte vermuten lassen. Die besten zeigten vielschichtige Aromen von Pflaumen, Gewürzen, auch Tabak, Leder und Kaffee, gelegentlich auch vegetale Noten, Pfeffer oder Kardamom. Kraft und Dichte am Gaumen waren selbstverständlich, und die reifen, feinen Tannine versprachen auf jeden Fall gute Alterungsfähigkeit.