Der „schwarze“ Pinot ist nicht nur eine edle, sondern auch eine recht schwierig zu kultivierende Sorte, die nicht überall wirklich überzeugende Resultate hervorbringt – vermutlich überwiegen sogar die Anbaugebiete, in denen er nur gut mäßig gerät. Das mag ein Grund dafür gewesen sein, dass die südafrikanischen Winzer sich in der Vergangenheit nicht sonderlich mit der Sorte beschäftigten und auch nach dem Ende der Apartheid erst einmal auf den „echt“ südafrikanischen Pinotage setzten. Letzterer wurde übrigens genau vor 60 Jahren zum ersten Mal unter diesem Namen abgefüllt, was für enos Anlass genug war, sich einmal mit den beiden Elternsorten und mit dem südafrikanische Sprössling zu beschäftigen.

Was die Qualitäten des Pinot noir in Südafrika betrifft, hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Gab es früher nur wenige Ausnahmeweine wie etwa die von Hamilton-Russel in Hermanus, so machte dessen Beispiel inzwischen vielerorts Schule. Heute gelten die Weinberge nördlich der Bucht von Hermanus als so etwas wie eine „Bank“ für die rote Burgundersorte. Darüber, warum das nicht schon früher der Fall war, kann man nur spekulieren, aber vielleicht lag es einfach daran, dass die kühleren Gebiete des Landes erst in den letzten Jahrzehnten ihr „Talent“ für den Weinbau entdeckten. Der war ja historisch in deutlich wärmeren Regionen wie Stellenbosch oder Paarl angesiedelt.
Dennoch sind die südafrikanischen Burgunder auch aktuell noch ein Stück weit von der qualitativen Spitze des Kapweinbaus entfernt. Nicht nur der Pinotage, auch internationale Rotweinsorten wie Cabernet, Syrah oder sogar Merlot erzielten in unseren Verkostungen der letzten beiden Jahrzehnte regelmäßig bessere Bewertungen. Interessantes Ergebnis der aktuellen Probe: Der beste Pinot kam aus keinem der kühleren Weinbaugebiete, sondern stammte von Rugbylegende Jan Boland Coetzees Weingut Vriesenhof im Paradyskloof von Stellenbosch.