Eigentlich war Österreich in letzter Zeit so gut wie jedes Jahr Gegenstand eines meiner großen Verkostungsreports, nur 2013 habe ich es nicht ganz geschafft. Zwar konnte ich den Großteil der Weine noch im Dezember verkosten, aber es waren einfach zu viele, um das Resultat noch vor dem Jahreswechsel veröffentlichen zu können. "Österreichs Klassiker" hieß das Thema, das ich der Ausschreibung gab, und 100 der besten Winzer des Landes schickten insgesamt 320 Grüne Veltliner oder Rieslinge des Jahrgangs 2012 bzw. Zweigelts oder Blaufränkische aus 2011 und 2010.
Auffällig gering war nur die Teilnahmebereitschaft in der Wachau, wo mit Prager, FX Pichler, Hirtzberger, Knoll, Alzinger und der Domaine Wachau ein Großteil der Renommierbetriebe fehlte. Anfangs bedauerte ich das ein wenig, aber nach Abschluss der Proben musste ich dann feststellen, dass ich die Weine der Genannten nicht eine Sekunde lang vermisst hatte. Die Qualitätsdichte und das Qualitätsniveau in ganz Österreich sind inzwischen so hoch, dass man als Weinfreund hervorragend ohne diese Renommiernamen und ihre oft überteuerten Weine zurecht kommt. Ott, Stadt Krems, Bründlmayer, Geyerhof, Nigl, Rudi Pichler, Gritsch, Nikolaihof auch wieder Jamek und einige andere produzieren längst (oder schon lange) Weine auf einem Niveau, von dem auch manche der so genannten großen Namen gelegentlich nur träumen können. Die Karawane ist weitergezogen, die alten Helden könnten, wenn sie nicht bald wieder auf den Boden zurückkommen, am Wegrand liegenbleiben.
Die große Überraschung bei dieser Verkostung waren aber nicht die exzellenten Weißen, sondern die Roten, ganz gleich, ob es sich um reinsortigen Zweigelt bzw. Blaufränkisch oder um Verschnitte aus bzw. mit den beiden Sorten handelte. Unter unseren Top 40, den Weinen mit eindeutigen 5 Sternen (ohne die Fragezeichen) waren immerhin 17 Rote, 23 Weiße, von denen wiederum der größte Teil auf den Namen Grüner Veltliner hörte. Persönlich, weil ich die Sorte sehr mag, freute ich mich darüber, dass auch der Zweigelt, reinsortig oder im Verschnitt, unter den Topweinen gleich mehrfach vertreten war.Insgesamt hat der 2011er Jahrgang bei den Roten sowohl in der Breite als auch in der Spitze sogar den sehr guten 2009er noch einmal in den Schatten gestellt, und das will schon etwas heißen.