Bordeaux ist bekannt und berühmt für sein fast 170 Jahre altes Klassifizierungs-System der "Grands Crus", das am linken Girondeufer bis heute fast unverändert Bestand hat, während es am rechten Ufer nicht nur viel später kam, sondern über die Jahrzehnte immer wieder Anlass zu Streit und Auseinandersetzungen gab. Streit oder nicht Streit: Fast kaum jemand dürfte dieser Tage noch behaupten, dass die Abstufungen, die ursprünglich ja einmal vor allem entlang der über die Jahre erzielten Handelspreise vorgenommen worden waren, tatsächlich den aktuellen Qualitäten entspricht, wie sie etwa von den verschiedenen Weinpublikationen oder -kritikern immer wieder veröffentlicht werden.

 

Das bestätigte sich auch im Rahmen zweier kleinerer Verkostungen, an denen wir in den letzten Monaten teilnehmen konnten. Die besten dort vorgestellten Weine stellten eine bunte Mischung aus "klassifizierten" und "bürgerlichen" Namen dar – "Grands Crus Classés" und "Crus Bourgeois" –, und wenn man in den Resultaten überhaupt eine Tendenz sehen konnte, dann die, dass unter der etwas schwächeren Weinen mehr "bürgerliche" Etiketten zu finden waren. Obwohl also die Qualitäten durchaus vergleichbar waren, rufen natürlich die "klassifizierten" deutlich höhere Preise auf: eine echte Fundgrube für alle, die gute Weine, nicht "Etiketten" trinken wollen.