Es gibt nur wenige Weinbauländer auf der Erde, in denen die Mehrzahl der Anbaugebiete oder -regionen mit einer so reichhaltigen Palette außergewöhnlicher edelsüßer Weine aufwarten kann wie in Deutschland. So es der Jahrgang denn erlaubt! Diese Vielfalt spiegelte sich auch in der Siegerliste der Kategorie „edelsüße Rieslinge“ der diesjährigen enos-Challenges wider. Da waren von der Mosel über Franken und Rheinhessen bis nach Württemberg gleich vier der größten Weinbaugebiete Deutschlands vertreten.

Beim Lesen der Verkostungsergebnisse könnte man glauben, dass die Weine nach ihrem Mostgewicht beurteilt wurden. Immerhin siegten zwei Trockenbeerenauslesen, und die beste Auslese folgt erst auf Platz vier unserer Liste. Der Eindruck täuscht allerdings, besonders, wenn man berücksichtigt, dass die Unterschiede in der Bewertung zwischen dem zweiten und dem vierten Platz diesmal wirklich nur mit der Lupe zu sehen waren – man hätte die drei Weine auch gemeinsam auf den zweiten Platz setzen können, aber eine Eigenart von Wettbewerben ist nun mal, dass es nach Möglichkeit nur einen Ersten, einen Zweiten etc. geben sollte. Ganz wie im Sport: Im Zweifelsfall entscheiden Tausendstelsekunden oder das Zielfoto.
Dass in den süßen Kategorien unserer Challenges immer nur relativ wenige Rieslinge angestellt werden – im Unterschied zu der der trockenen Weine, deren „Flut“ uns immer viel Arbeit beschert –, ist eigentlich schade. Es zeigt vielleicht, dass das Selbstbewusstsein des deutschen Weinbaus nach Jahrzehnten intensiver Diskussionen zum Thema „süß-trocken-süß-trocken-süß“ immer noch hinter der tatsächlichen Qualität der Weine hinterherhinkt.
Die edelsten der Edlen
Stefan Bardorf (Randersacker) – Randersackerer Marsberg 2019 Trockenbeerenauslese
Bernhard Ellwanger (Weinstadt-Großheppach) – Württemberg Essenz 2019 Trockenbeerenauslese
Horst Sauer (Escherndorf) – Escherndorfer Lump 2019 Beerenauslese
In den Top Five
Meulenhof (Erden) – Erdener Treppchen 2019 Auslese
Juliusspital Würzburg (Würzburg) – Würzburger Stein 2018 Auslese
ex aequo
Dr. Heyden (Oppenheim) – Oppenheimer Sackträger 2017 Auslese