Ein wenig mag einem das norditalienische Piemont dem Weinfreund wie eine deutsche Weinbauregion vorkommen. Das liegt nicht nur daran, dass es hier im Winter empfindlich kalt werden kann, sondern auch daran, dass die Piemontester Winzer fast so hartnäckig an der Idee reinsortiger Weine festhalten, wie ihre Kollegen diesseits der Alpen. Mit dem Unterschied, dass diese Weine dann zum Teil nicht unter einem Sortennamen, sondern „nur“ unter einer geographischen Herkunftsbezeichnung vermarktet werden. Siehe Barolo, Barbaresco, Asti, Roero oder auch Gavi, um nur die bekanntesten zu nennen. Ausnahmen von dieser Regel gibt es allenfalls unter den unbekannteren nordpiemontesischen Weinen wie Gattinara oder Ghemme.

Ein bißchen schade ist das schon, denn mindestens seit den 1980er Jahren gehören Verschnitte aus den einheimischen Nebbiolo und Barbera, seltener Dolcetto, gern auch ergänzt durch die importierten Cabernet, Merlot oder Pinot, zu den besten Gewächsen, die aus Trauben der Hänge von Langa, Roero und Monferrato gekeltert werden. Früher mussten diese von Gesetz wegen als schlichte „Tafelweine“ gefüllt werden, heute tragen sie meist eine der noch relativ jungen Herkunftsbezeichnungen wie „Langhe“, „Monferrato“ oder einfach „Piemonte“.
Viele der guten Erzeuger haben solche Weine inzwischen in ihrem Sortiment, und dass so wenige diese bei unseren Verkostungen anstellten, ist bedauerlich – vielleicht dadurch zu erklären, dass wir nur drei Weine pro Betrieb zuließen. Wahrscheinlich sind die Winzer des Piemont ja mehr von ihren reinsortigen Nebbiolo- oder Barbera-Weinen überzeugt, für den Weinfreund muss das dann aber nicht unbedingt auch gelten.