Chinesische Weine scheiden noch immer die Geister. Für die einen bleiben sie gewöhnungsbedürftige Nischenprodukte, für die anderen haben sie längst Weltniveau erreicht. Grund genug, ohne viel Zögern das Angebot anzunehmen, einige Rote und Weiße – genauer gesagt „Blanc de noirs“, d. h. weiß gekelterte Cabernet Sauvignons – der Jahrgänge 2016 bis 2019 aus dem Ningxiaer Chateau Changyu Moser XV zu verkosten. Die Domäne ist ein Joint Venture zwischen der Changyu Pioneer Wine Company aus Yantai in der Küstenprovinz Shandong und Laurenz (Lenz) Moser, dem Erben der bekannten österreichischen Weindynastie.
Was wir dann im Glas hatten, war tatsächlich beachtlich, wobei vor allem die Weißweine überraschten: Mit ihren würzig-fruchtigen Aromen, ihrer Mineralität und ihrer Stoffigkeit kompensierten sie sogar die in einem Fall (Moser Family Blanc de Noir) wahrnehmbare Restsüße und schafften ohne große Mühe auch die Begleitung kräftigerer Speisen.
Bei den Roten überzeugte, wie könnte es anders sein, der „Grand Vin“ der Domaine, ein reinsortiger Cabernet Sauvignon, der nach dem Öffnen Aromen von süßem Steinobst mit etwas Rauch und Schokolade verströmte, aber im Glas zunächst ein wenig an Ausdruck verlor, nach einem Tag in der offenen Flasche gar überreif-reduktive Noten entwickelte, um dann mit weiterer Lüftung wieder viel Finesse und Tiefe zu zeigen. Insgesamt präsentierte sich die Range der insgesamt sechs von uns verkosteten Weine von erstaunlich gleichmäßiger, guter Qualität, wobei ein wenig der alles um ein, zwei Längen überragende „Leuchtturm“ fehlte, den man bei Preisen bis 65 Euro vielleicht erwarten konnte. Die detaillierten Verkostungsergebnisse finden Sie in unserer online-Datenbank unter www.enos-wein.de/verkostungsdatenbank/.