Deutsche Spätburgunder werden gerne mit Pinot noirs aus dem Burgund verglichen, sei es, um die Überlegenheit letzterer zu beweisen, oder um zu proklamieren, dass die deutschen den „Frenchies dicht auf den Fersen“ seien. Solcherart motivierte internationale Vergleiche sind natürlich schon deshalb wenig sinnvoll, weil jede Rebsorte ganz unterschiedliche Weine hervorbringen kann, je nachdem, wo sie ausgepflanzt ist und wie sie vinifiziert wird. Klar, die besten Premiers und Grands Crus der Côte d’Or glänzen mit außergewöhnlicher Komplexität und Tiefe, aber es gibt selbst unter ihnen erhebliche stilistische Unterschiede – man denke nur an die ungewöhnlichen Tannin“monster“ von Château de la Tour aus dem Clos de Vougeot –, die sich nur schwer im Koordinatensystem eines „besser-schlechter“ einsortieren lassen.

Eines ist dabei sicher: Deutsche Spätburgunder haben in den letzten Jahrzehnten deutlich an Qualität, Individualität und Eigenständigkeit gewonnen. Wo früher oft pilzig-gekochte Aromen den Geruch dominierten und man dann vergeblich nach Struktur und Halt am Gaumen suchte, da zeigen die besten Vertreter der Sorte heute Kraft wie Finesse, aromatische Tiefe wie Leben und Frische. Es heißt ja oft, die besten deutschen Spätburgunder kämen von der Ahr, und obwohl wir der ihren guten Ruf nicht erst seit der Flutkatastrophe gönnen, bleibt es unverständlich, warum es die Ahr als einziges Anbaugebiet seit nunmehr zehn Jahren nicht geschafft hat, einen einzigen Wein bei unseren Verkostungen anzustellen. Glaubt man dort, es „nicht nötig zu haben“? Ist es Angst vor der Konkurrenz?

Pinot at its best

Wilhelmshof (Siebeldingen) – Siebeldinger im Sonnenschein Wilhelm Alte Reben 2019 Spätlese tr.
Knab (Endingen) – Endinger Wihlbach *** 2019 QbA tr.
Trockene Schmitts (Randersacker) – Randersackerer Sonnenstuhl 2018 Großes Gewächs

In den Top 5

Künstler (Hochheim) – Assmannshäuser Höllenberg 2019 Großes Gewächs
Schlossgut Ebringen e. G. (Ebringen) – Ebringer Leinele Pinot noir 2018 QbA tr.
ex aequo
Trockene Schmitts (Randersacker) – Randersackerer Sonnenstuhl 2019 Spätlese tr.