Sauvignon blanc aus Neuseeland kennt (fast) jeder. Jedermanns Geschmack allerdings ist er, mit wenigen Ausnahmen, wohl nicht. In den letzten Jahren haben die großen Weinbaugebiete des Pazifikstaates denn auch eher mit Rotwein von sich reden gemacht. Mit Pinot noir, genauer gesagt. Grund genug für enos, vom neuseeländischen Weinbauverband einmal eine wirklich umfassende Probe zusammenstellen zu lassen, und viele, viele kamen bzw. schicken ihre Weine ein.
Die Qualitäten, soviel gleich vorneweg, waren gut, auch wenn die Spitzen des Burgund qualitativ noch ein gutes Stück entfernt sind, insbesondere, was Struktur, Finesse und Tiefe der besten Crus angeht. Auffallend war allerdings auch, wie unterschiedlich sich die Weine in Charakter und Qualitätsniveau gaben: Da waren einerseits komplexe, feine und lebendige Gewächse, andererseits dann aber auch wieder eher plumpe, müde, süßlich-oxidierte Muster.
Als die besten Pinotregionen kristallisierten sich in der Probe – etwas anderes war wohl auch nicht zu erwarten – Marlborough, wo alleine schon 80 Prozent des gesamten neuseeländischen Weins erzeugt werden, Central Otago mit seinen diversen Subregionen und Wellington-Wairarapa heraus. Die nur durch die Cookstraße, eine der stürmischsten Meerengen der Welt, getrennten Regionen Wairarapa und Marlborough bieten dem Pinot mit relativ kühlem, vom „antarktischen“ Südpazifik beeinflusstem maritimem Klima gute Bedingungen. In Central Otago wiederum, der einzigen Weinbauregion Neuseelands mit kontinentalem Klima, profitiert die Sorte von der Diskrepanz zwischen den heißen Temperaturen der Sommertage und den kühlen Nächten sowie kalten Wintern. Andere Gebiete kamen im Vergleich abgeschlagen ein, was aber auch nicht weiter erstaunen muss, da der Pinot in ihnen meist ohnehin eher eine Rarität ist.