Es gab einmal eine Zeit, da versuchten viele Piemonteser Winzer, aus all ihren Rotweintrauben – ganz gleich welchen Namen diese trugen – dichte, kraftvolle, opulente und leider auch manchmal übertrieben dickliche Weine zu machen, denen darob nicht selten die Sortentypizität abhanden kam. Am auffälligsten war das vielleicht beim Dolcetto, der zwischenzeitlich aus einer Rebsorte für einfache, fruchtbetonte Rote zum wahren Tanninmonster aufgepäppelt wurde, bei dem man sich nicht nur schwertat, die Rebsorte herauszuschmecken.
Erfreulicher war das Bild bei der Barbera. Dem einstigen Schmuddelkind der Region, das bis in die 1970er, 1980er Jahre in der Regel allenfalls durch fehlerhafte Aromen und dürre Säure auffiel, taten sauberes Vinifizieren und Ertragsbegrenzungen im Weinberg eindeutig gut – Übertreibungen einmal beiseite gelassen –, und so konnte sich die Sorte an der Seite des großen Nebbiolo zu einer Art Vize-Superstar profilieren.
Und heute? Alles unter Kontrolle, könnte man sagen: Säure und Tannine domestiziert, Vinifizierung in Ordnung, Saft, Frucht am Gaumen und bei den guten Vertretern ausgesprochen viel Trinkspaß. So müsste man die aktuelle Situation für die Sorte charakterisieren.
Das bewies sich auch wieder bei den jüngsten Verkostungen von ca. 40 Weinen der Herkunftsbezeichnungen Barbera d’Alba, Barbera d’Asti, Nizza und Monferrato für die auch einige der „Monumente“ des Piemonteser Weinbaus wie etwa Braida – dessen Gründer Giacomo Bologna verdanken wir die Renaissance der Rebsorte Ende der 1970er Jahre –, Marchesi Alfieri, Prunotto, Cascina Castlet oder Cisa Asinari Weine eingereicht hatten. Wirkliche Ausfälle, wie man sie vor dreißig, vierzig Jahren noch zu Hauf antreffen konnte, waren überhaupt nicht dabei, und die angestellten Weine unterschieden sich allenfalls um Nuancen.
Besonders erfreulich war dabei, dass auch Erzeuger, die wir bis dato noch nicht (wirklich) „auf dem Schirm“ hatten, unter den besten auftauchten wie etwa Bricco die Guazzi, Franco Ceste, Incisa della Rocchetta oder Castello di Razzano. Ein insgesamt sehr positives Bild also.