Sauvignon blanc war in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts einer der heißesten Tipps der Weinwelt. Schuld daran waren nicht die Weine der traditionellen Sauvignon-Anbaugebiete in Frankreich - Sancerre und Bordeaux vor allem - sondern das ferne Neuseeland. Inzwischen gehört die Sorte zu den meist kultivierten der Welt - ihre weltweite Verbreitung übersteigt die deutsche Gesamtrebfläche. Der Trend ging allerdings nicht unbedingt mit Exzellenz einher. Selbst im Falle Neuseelands glauben heute viele Kritiker, dass das Land ein größeres Potenzial für Pinot noir als für den weißen Sauvignon hat - was auch daran liegen kann, dass der Hype um neuseeländischen Sauvignon viele Winzer dazu verführt hat, mit der Sorte nur noch Masse statt Klasse zu erzeugen.
Die österreichische Steiermark wurde - zusammen vielleicht mit dem italienischen Friaul - bereits in den 1990er Jahren als eine Art "dritter Weg" zwischen der oberflächlichen Fruchtigkeit der Kiwi-Sauvignons und den fest strukturierten, mineralischen Weinen von der französischen Loire gefeiert. Im Unterschied zu Neuseeland haben die steirischen Weine ihr Niveau seit damals aber gehalten, haben nicht oder zumindest nicht alle der Versuchung des schnellen Geldes mit großen Mengen nachgegeben.
Die Idee, die Weine nach längerer Zeit einmal wieder systematisch zu verkosten, entstand während einer von der Österreich Wein Marketing organisierten Pressereise im vergangenen Frühsommer. Nachdem während dieser Reise schon eine ganze Reihe Weine überzeugt hatten, baten wir die steirischen Winzer, noch einmal eine Auswahl Weine aus den Jahrgängen 2017 und 2018 nach Hamburg zu schicken. Mit großem Erfolg: Insgesamt konnten wir auf diese Weise 85 Weine - einige davon auch schon etwas älter - verkosten. Unter den Siegern waren eine Reihe bekannter Namen (Lackner-Tinnacher, Polz, Tement etc.) aber auch Weingüter, von denen wir zuvor noch keine Weine verkostet hatten.