Wenn einer eine Reise macht, pardon, eine Probe wagt, dann kann er was erleben. So könnte das Fazit unserer Ausschreibung zur Verkostung roter Bordeaux‘ der Jahrgänge 2017 und 2018 von Anfang des Sommers lauten. Corona hin, Corona her – das Chaos hatte Seltenheitswert. Hatten wir uns zunächst noch über die zahlreichen und prestigereichen Zusagen gefreut, sollten wir uns schon bald wundern, warum die Flaschen, von denen wir sogar Versandbestätigungen erhielten. So etwa verschwand ausgerechnet eines der von uns bestbewerteten Gewächse vergangener Proben aus Saint-Julien nach dem Versand spurlos im Nirwana der Speditionswelten – genauer gesagt, gleich drei Muster desselben Erzeugers. Immerhin bewiesen die Langfinger also Geschmack. Die Weine dann noch einmal zu schicken, schien dem Winzer angesichts der augustlichen Hitzewelle zu riskant, wie auch das Feedback auf unsere Anfrage bei anderen Grands Crus zeigte.

Wie dem auch sei, letztlich kam trotz aller Widrigkeiten und doch eine recht ansehnliche Zahl Muster zusammen; Weine, die auch qualitativ nicht enttäuschten, und zwar über alle Appellationen und Gironde-Ufer hinweg. Besonders gelungen scheint der Jahrgang 2018 in Saint-Émilion – sechs von 13 unserer Topweine, während die Appellation bei den Einreichungen nur ein Drittel stellte –, bei den 2017er wiederum stand das linke Ufer insgesamt deutlich besser da.