Im Schnitt ein Stück besser als die Weißen aus Chenin blanc präsentierten sich die roten Cabernet francs in unserer Verkostung vom vergangenen Oktober. Wie bei den Weißen, überzeugten vor allem der Jahrgang 2019 sowie die älteren Muster, und was die Appellationen betraf, zeigten sich die drei Saumur-Herkünfte am einheitlichsten, während es Spitzenbewertungen vor allem für Weine aus Chinon und Anjou gab.

Dass auch die Roten von der Loire inner- wie außerhalb der Grande Nation kein allzu großes Renommee genießen, muss überraschen – gerade in der heutigen Zeit, in der der Trend weg von den kraftstrotzenden Blockbustern und hin zu eleganteren, feineren Weinen geht. Denn die besten Cabernet francs – die Sorte wird zu Unrecht als „kleiner Bruder“ des Cabernet Sauvignons apostrophiert, obwohl sie in Wahrheit eine seiner Elternsorten ist – vereinen genau das, was diesen modernen Geschmackstypus ausmachen sollte: Kraft, das heißt Dichte und Struktur, auf der einen, Finesse in Aromen und Textur auf der anderen Seite.
Offenbar aber leiden die Weine nach wie vor unter ihrem nicht wirklich prestigefördernden geschichtlichen Schicksal als „ballon de rouge“, als kleines Thekengläschens für das Pariser Café- und Kneipenpublikum. Schade eigentlich, denn Trinkvergnügen bieten die Weine allemal und gute Speisenbegleiter sind sie ohnehin.