Wer Südafrikas Weinbau schon längere Zeit beobachtet, wird sich erinnern, dass sich die Rebsortenpalette des Landes noch vor wenigen Jahren deutlich von der heutigen unterschied. Das ging so weit, dass ein und dieselbe Rebsorte, die rote Syrah, unter zwei Bezeichnungen vermarktet wurde – dem originalen "Syrah" und dem aus Australien übernommenen "Shiraz". Während anfangs eindeutig die Version aus "Down under" dominierte – in unserer Datenbank ist sie fast zweimal so häufig vertreten wie die "französische" – zeigt sich in den jüngeren Jahrgängen eine fast vollständige Hinwendung zur Bezeichnung "Syrah". Mit dem geänderten Namen ging häufig auch eine Stilwandel bei den Weinen einher. Das Kraftpaket "Shiraz" wich dem eleganteren, "europäischer" strukturierten "Syrah", was auch ein kurzer Blick auf die Bestenliste dieses Verkostungsreports zeigt: Da ist der "Shiraz" inzwischen fast weitgehend verschwunden – eine der Ausnahmen stellt ausgerechnet der Siegerwein.

Eigentlich hatten wir für diesen Report geplant, aus Anlass der Weinmesse "Cape Wine" alle roten "Rhône-Sorten" des südafrikanischen Weinbaus zu verkosten, am Ende aber reduzierte sich das, was wir über Syrah hinaus ins Glas bekamen, leider auf den einen oder anderen Roten aus Mourvèdre und Grenache oder die wenigen Vertreter aus Cinsault, über die wir bereits vor einem Jahr berichtet haben. Die gegen Ende der "Nullerjahre" gestartete, erstaunliche Karriere der südfranzösischen Rebsorten am Kap der Guten Hoffnung beschränkte sich damit "zwangsweise" (fast) auf die Renommiersorte aus dem nördlichen Rhônetal.
Die aber zeigte sich in wirklich großartiger Form. Das galt nicht nur für die beiden "Traumweine" (Cederberg und Hartenberg) an der Spitze unserer Liste, sondern auch für den Rest der 50 hier beschriebenenen Weine, die auf eine Durchschnittsbewertung nur knapp unterhalb unserer "fünf Sterne" kamen – ein Ergebnis, das wir in den letzten dreißig oder vierzige Jahren in kaum einer anderen Weinbauregion dieser Welt erzielen konnten. Auffallend dabei, wie oft wir in den Beschreibungen das Wort "elegant" benutzten – ein untrügliches Zeichen dafür, dass mit dem erwähnten Namenswechsel tatsächlich auch ein Stilwechsel stattgefunden hat. Auffallend auch, dass von den 10 bestbewerteten Weinen gleich sieben aus Stellenbosch stammten – je ein weiterer aus Cederberg, Franschhoek und dem Swartland.