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Weinberge Panzano, Chianti Classico, Italien

Toskana 2009

Wie (fast) jedes Jahr in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten waren wir von Dienstag bis Sonntag letzter Woche zu Gast bei den "Anteprime" der drei toskanischen Klassiker Chianti Classico, Nobile di Montepulciano und Brunello di Montalcino und haben fast 250 Weine der neuen, zu Jahresanfang für den Verkauf freigegebenen Jahrgänge für Sie verkostet. Ergänzt werden diese Notizen durch eine Reihe von Weinen, die wir bei unterschiedlichen Gelegenheiten im Laufe der letzten Monate probieren konnten.

Der Stilwandel, von dem wir bereits im vergangenen Jahr beim Chianti Classico berichten konnte, hat sich konsolidiert, und der neue Jahrgang 2007 glänzte mit wunderbar ätherisch-floralem Duft und mit eleganter, nicht allzu opulenter, aber gut artikulierter Struktur. Peinlich war bei der Veranstaltung in Florenz allenfalls, dass einige Weine, die auf den Verkostungslisten standen, partout nicht zu finden waren: Am ersten Tag waren schon wenige Stunden nach Beginn der Tastings 6 der ersten 30 Weine, nach denen wir fragten "ausgetrunken", und am zweiten Tag fehlte bereits eine Stunde nach Veranstaltungsbeginn sogar der Wein von Castello di Ama, dessen Chef immerhin auch Präsident des Classico-Consorzio ist.

Dazu noch die Tatsache, dass sich kaum ein Weingutsbesitzer oder Önologe bei der Veranstaltung blicken ließ - früher war das bedeutend besser -, und der Eindruck war komplett, dass die Erzeuger der Zentraltoskana zwar gerne 150 oder 200 Journalisten aus aller Welt nach Florenz einluden, dass sie ihnen aber ansonsten vollkommen schnuppe waren.

Beim Nobile di Montepulciano präsentierte man einen anständigen, wenn auch nicht überragenden Jahrgang 2006, hätte aber die Riserva 2005 besser nicht mehr ausgeschenkt. Das, was unter diesem Titel in die Flasche kam, war unterirdisch und teilweise deutlich schlechter als die normalen Jahrgangsweine, die wir im vergangenen Jahr verkosten konnten.

Dass sich der Stilwandel im Gefolge des so genannten Brunello-Skandals in Montalcino etwas abrupt und unvermittelt angesagt hat, war den Weinen durchaus anzumerken, und das, obwohl der Jahrgang eigentlich als Jahrhundertjahrgang angekündigt worden war. Die meisten Weine zeigten unglaublich reife, alte Farbnuancen, im Duft fehlten die frische, würzigen Elemente, und mit der Säure, die den 2004er kennzeichnete, konnten viele Weinmacher gleich gar nichts anfangen. Sie präsentierten einen Jahrgang, der im Schnitt zwar keine schlechte Bewertung erhielt, bei dem aber die wirklichen Spitzenweine, die Weine, von denen man auch Wochen nach der Verkostung noch träumt, fehlten. Eigentlich schade!

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