Es hat lange gedauert, bis wir diesen Verkostungsreport, für den die Proben schon auf der Kapstädter Cape Wine im vergangenen September begannen, fertigstellen konnten. Schuld daran war vor allem die herzzerreißend komplizierte Speditionslogistik inklusive eines nicht unbedingt kooperativen Zolls, die mehr als 130 Weine über einen Monat lang in Hamburg immobilisierten - und das, nachdem die selben Weine schon im Hafen von Kapstadt eine ganze Weile auf ihre Verladung hatten warten müssen.

Dass zu unserer Probe in Hamburg andererseits auch noch relativ wenig Chenin blanc und Pinotage, die südafrikanische Rotweinsorte schlechthin und die beste Weißweinsorte in all unseren Verkostungen, eingeschickt wurden, lässt die Frage aufkommen, ob Südafrikas Erzeuger wirklich die Notwendigkeit erkannt haben, mit unverwechselbaren, charakteristischen und ausdrucksvollen Weinen - d. h. mit einer USP (Unique Selling Proposition) - auf den Weinmärkten dieser Welt aufzutreten, wenn sie sich wirklich dauerhaft - heute nennt man das wohl nachhaltig - im Premium und Super-Premium-Bereich etablieren wollen.
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All das zeigt, dass das Land immer noch auf der Suche nach einer Identität ist, wie nicht nur die Spezialistin für Alte Reben, Rosa Kruger, in dem Portrait, das wir kürzlich von ihr veröffentlichten, beklagt. Es geht auch - unfreiwillig - aus der Antwort von WOSA (Wines of South Africa)-Chefin Su Birch auf eine entsprechende Bemerkung auf unserem Twitter-Account hervor: "We are confident..of our shiraz, cabs, chardonnays, sav blancs and much more. No one trick pony, South Africa", und "Diversity is a fact of our soils, climates etc. So even though it is a challenge to communicate, it is what and who we are." Nein, liebe Südafrikaner! Diversität ist keine USP und auch kein Ersatz dafür, und ein Marketingkonzept schon mal gar nicht!
Noch ein weiterer Punkt, der die Schlagzeilen der letzten Monate gefüllt hat, bereitet Sorte: Die sozialen Unruhen, die vom Bergbau um Johannesburg ausgehend, inzwischen auch andere Landesteile und die Landwirtschaft erreicht haben. Einmal abgesehen davon, welche Betonköpfe jedweder politischen Couleur hier ihre politischen Süppchen kochen, bleibt die Tatsache, dass Südafrika ein sozial zerrissenes Land ist.
Wenn nach 1994 die Schwarzen auf eine bessere Zukunft hofften und die Weißen darauf, dass nach dem Ende der Apartheid vielleicht doch alles nicht so schlimm werden würde, sprich, sie ihre Privilegien würden verteidigen können, dann zeigt sich seit einiger Zeit, dass beide Seiten dabei wohl eher ihren Illusionen aufsaßen und im Moment wieder recht unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Gerade angesichts einiger der extrem auffälligen und aufwändigen Kellerneubauten der letzten Zeit, die mit Sicherheit viele Millionen verschlungen haben, fragt man sich als unabhängiger Beobachter, ob nicht zumindest ein kleiner Teil dieser Investitionen statt in Beton besser in menschenwürdige Löhne und die Bildung der meist schwarzen Landarbeiter und ihrer Kinder getätigt worden wären.


Die Besten der Besten
Aber zurück zu den erfreulicheren Tatsachen. Aus den ziemlich genau 3.000 Verkostungsnotizen der letzten 15 oder 20 Jahre haben wir einmal eine Liste der besten südafrikanischen Weine und Weingüter errechnet. Die besten Weine, von denen wir mindestens 3 Jahrgänge verkostet haben, sind:
Lady May (Glenelly)
Anwilka (Klein Constantia)
Le Sommet (Mont du Toit)
Ronnie Melck family selection (Muratie)
Cornerstone (Reyneke)
Elevation 393 (De Toren)
Shiraz - Mourvèdre (Beaumont)
Steytler Vision (Kaapzicht)
Synergy blend (Beyerskloof)
Syrah (Scali)
Engelbrecht Els Proprietor's Blend (E. Els)
Syrah (Boekenhoutskloof)
Syncronicity (Meinert)
Blanc (Scali)
Syrah (Cirrus)
Cobblers Hill (Jordan)
FMC (Forrester)
Chenin blanc (Reyneke)
Fusion V (De Toren)
Pinotage Steytler (Kaapzicht)
Shiraz SSS Limited Edition (Saxenburg)
Weitere hervorragende Weine, von denen wir weniger als drei Jahrgänge verkostet haben:
Book 17 (De Toren)
Outsider Shiraz (Jack & Knox)
Signature (E. Els)
Reyneke Reserve (Reyneke)
Cabernet Sauvignon (Meinert)
Pinotage (Mont Destin)
Viognier Tamboerskloof (Kleinood)
Cabernet Sauvignon (Land of Hope)
Syrah Reserve (Kleinood)
Unter den besten Weingütern, d. h. denen, die in den letzten 10 Jahren mit ihrem gesamten Sortiment glänzen konnten, findet man naturgemäß mehr oder weniger die selben Namen. Natürlich ist eine solche Leistung bei Erzeugern, die ein umfangreiches Sortiment anbieten, naturgemäß höher einzuschätzen, als bei solchen, die nur zwei oder drei Weine im Programm haben. Deshalb fehlt hier auch der eine oder andere Betrieb, der bei den Top-Weinen vertreten ist, aber auch den einen oder anderen einfacheren Konsumwein im Programm hat. Aber das sind Erwägungen, die jeder für sich selbst anstellen kann. Hier jedenfalls einfach einmal die Namen, die von uns mit drei "@" ausgezeichnet werden:
De Toren (Stellenbosch)
De Trafford (Stellenbosch)
Ernie Els (Stellenbosch)
Reyneke Wines (Stellenbosch)
Scali - W. de Waal (Vor Paardeberg)
The Sadie family (Swartland)
Kleinood Winery (Stellenbosch)
Crystallum Wines (Walker Bay)
Glenelly Estate (Stellenbosch
Mullineux Family Wines (Swartland)
Rickety Bridge (Franschhoek)