Nein, ein Vergnügen waren diese Korkschmecker wirklich nicht. Da hatte ich gerade erst geschrieben, die "harten" Korker seien weniger geworden, statt dessen habe man es mehr mit den "Schleichern", den verdeckten Korkschmeckern zu tun, und schon strafte mich die Toskana Lügen. Bei den Proben im Februar, die in der Toskana selbst stattfanden, war mir das noch nicht aufgefallen, denn da waren die Flaschen schon durch die selektiven Hände der Sommeliers gegangen. Umso auffälliger waren die übligen Stinker dann bei den mehr als 80 Weinen - darunter viele der größten Namen der Region wie Cepparello, Solaia, Tignanello, Giorgio I, Rancia, Montesodi oder Flaccianello -, die ich zur Nachprobe in Hamburg angefordert hatte, und ich stellte mir zu x-ten Mal - vergeblich - die Frage, wann endlich die Kunde von den Schraubverschlüssen bis nach Italien durchdringt.

Davon abgesehen aber bot die mittelitalienische Region mit ihren Spitzenweinen wie schon in den Jahren zuvor auch diesmal wieder ein insgesamt erfreuliches Panorama. Zwei Traumweine und gleich eine ganze Reihe von Anwärtern auf diesen Titel konnte ich ausfindig machen, wobei allerdings auch gesagt werden muss, dass unter den Topweinen wenige Neuentdeckungen waren - umso erfreulicher deshalb, dass Betriebe wie Montemercurio, Lombardo, Biserno, Cerbaia - Chollet oder La Fiorita es erstmals in oder in die Nähe der 5-Sterne-Kategorie schafften.
Was die organisatorische Qualität der jährlichen Anteprima-Verkostungen im Februar angeht, so hat diese trotz einer sehr erfreulichen Entwicklung hin zu professioneller Routine in Florenz (Chianti Classico) in Montepulciano und Montalcino vor allem hinsichtlich der Logistik (inakzeptable Unterkünfte, stundenlanges Warten in der Kälte auf Busse etc. etc.) einen solchen Tiefpunkt erreicht, dass ich mir die anstrengende und in der Summe vollständig ineffiziente Reise - wie immer gingen fast zwei der insgesamt fünf Tage mit Transfers, Hotelwechseln etc. drauf - im kommenden Jahr sparen und die gesamte Verkostung hier in Hamburg durchführen will. Die positive Resonanz auf meine diesjährige Bitte nach Mustern für die Nachverkostung bestärkt mich in der Überzeugung, dass dies möglich sein müsste. Wenn Kollegen an dieser Verkostung teilnehmen möchten, dürfen sie sich gerne melden.