Mit den weithin und seit langem unterschätzten Weinen der Loire haben wir uns auf den Seiten von enos wiederholt beschäftigt. mit vielseitigen Weißen aus Chenin blanc oder Sauvignon blanc, und auch mit finessenreichen Roten, die vor allem aus Cabernet franc gekeltert werden. Nicht zu vergessen die Schaumweine, die Anfang des letzten Jahrhunderts sogar einmal bedeutender waren, als die der Champagne. Sie alle zu verkosten, ist in Deutschland allerdings in der Regel nur bei wenigen Gelegenheiten gegeben – so wieder vor einigen Wochen, als (unter anderem) die Loire ihre Weine in Hamburg präsentierte.
Man mag angesichts der unten aufgelisteten Resultate fragen „so what?“ – denn wirklich brillant waren die präsentierten Muster nach unseren gewohnt strengen Maßstäben nicht. Unter den zwei Handvoll Weinen, die wir zur Verfügung hatten, gab es einige sehr schöne, empfehlenswerte – einer schlitterte sogar nur knapp an „fünf Sternen“ vorbei –, aber auch einen großen Anteil Durchschnittsqualitäten, mit denen die Region keinen Staat machen kann.
Es ist das bekannte Spiel: Präsentiert werden bei solchen PR-Veranstaltungen in der Regel nicht die Weine der besten, konkurrenzfähigsten Betriebe, Weine, mit denen man wirklich international Eindruck schinden könnte – dazu müsste man nach Qualitätskriterien vorselektieren, und das ist immer eine „politisch“ heikle Angelegenheit –, sondern solche, deren Erzeuger am dringensten nach kommerziellen Kontakten suchen. Deshalb muss es auch nicht verwundern, wenn die beiden bestbewerteten Roten unserer Liste, der Saumur-Champigny Terres-Chaudes von Roches Neuves und der Touraine Côt von Château de Nitray, gar nicht auf der erwähnten PR-Veranstaltung probiert wurden.

Sei’s wie es sei: Die beiden genannten und drei weitere aus Chinon, Saumur-Champigny und Saint-Nicolas-de-Bourgueil boten guten bis sehr guten Trinkgenuss, wobei der Wein von Nitray zudem das eindeutig beste Preis-Leistungs-Verhältnis aufwies. Wahr ist aber auch, dass die Loire mehr kann. Deutlich mehr.