Wohl kaum eine italienische Landschaft hat sich in den letzte Jahren unter dem Einfluss des modernen Weinbaus so stark verändert wie die Toscana. Kaum vorstellbar, dass hier noch vor wenigen Jahren quasi-feudale Halbpacht herrschte, dass das Land mit verlassenen Gehöften übersät war, dass weit mehr wildes Gestrüpp als gepflegte Rebkulturen das Bild prägten. Dennoch, auch vor 30, 40 Jahren brachte die Toskana bereits großartige Weine hervor, und in den letzten Wochen bot sich mir gleich mehrfach die Gelegenheit, den Beweis dieser Tatsache genießen zu dürfen.

Der eigentliche Anlass für diesen Report waren aber gar nicht diese altehrwürdigen Super-Tuscans, sondern die die aktuellen Jahrgänge, die auf den drei "Anteprime" vorgestellt wurden, über die ich bereits seit langem mehr oder weniger regelmäßig berichtet habe. Die drei Veranstaltungen in Florenz, Montepulciano und Montalcino habe ich in diesem Jahr auf eine reduziert, da es die Konsortien in Montepulciano und Montalcino trotz unzähliger Diskussionen in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer noch nicht schaffen, anständige Arbeitsbedingungen zu garantieren. Lediglich in Florenz, wo das Konsortium des Chianti Classico traditionell präsentiert, scheint man in der Lage, solche unabdingbaren Bedingungen herzustellen.
Auch der von mir wie von vielen Kollegen und sogar von den politisch Verantwortlichen der toskanischen Regionalregierung seit Jahren gemachte Vorschlag, eine einzige, große Veranstaltung zu organisieren, bei der alle toskanischen Appellationen ihre Weine präsentieren könnten, wird regelmäßig nur mit arroganter Besserwisserei beantwortet, und so habe ich mich entschlossen, einen Schlussstrich unter zwei der drei Veranstaltungen zu ziehen. Den Erzeugern der beiden Gemeinden biete ich die Möglichkeit, ihre Muster nach Hamburg zu schicken, eine Möglichkeit, die auch von nicht wenigen dankbar genutzt wird, wie die untenstehenden Verkostungslisten zeigen.
Womit wir dann bei den Weinen wären, und da gibt es dann - endlich - Erfreuliches zu berichten, denn nicht nur die beiden Uralt-Flaschen, von denen oben die Rede war, auch zwei aktuelle Jahrgänge konnte ich mit der Benotung "Traumwein" auszeichnen. Hinzu kamen 31 weitere Weine, die sich auf 5-Sterne-Niveau präsentierten. Toll, nicht?