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Siena bei Sonnenaufgang, Dom, Toskana, Italien

Klassische Eleganz

328 Weine musste, pardon durfte ich Anfang dieses Jahres verkosten, um die besten toskanischen Roten der jüngsten Jahrgänge zu ermitteln. Einen Großteil dieser Arbeit konnte im Rahmen der alljährlichen Präsentation der neuen Jahrgänge in der Toskana selbst absolviert werden; die restlichen Weine probierte ich dann wenig später in Hamburg. Durch sorgfältige Selektion der Erzeuger, von denen ich Muster erbat, konnten praktisch alle Spitzenerzeugnisse des Weinbaus der Region  verkostet und bewertet werden.

Siena, die Hauptstadt des Chianti-Classico-Gebiets. (Foto: E. Supp)
Natürlich könnte ein Kenner der italienischen Szene bemängeln, dass das eine oder andere Gewächs in unserer Bestenliste fehlt – etwa der legendäre Sassicaia, von dem sein Erzeuger nur den neuen Jahrgang schicken wollte, und der war zum Zeitpunkt der Proben noch nicht gefüllt. Ich werde das Resultat aber nachreichen, sobald die Muster zur Verfügung stehen. Bei den wenigen anderen, vermeintlich "großen Namen" gilt, wie immer im Leben: Wer nicht mitmacht, hat schon verloren. Und, ehrlich gesagt, hatte ich nach der Verkostung nicht den Eindruck, dass die besten Weine noch einmal zu toppen gewesen wären. Die Sieger dieser Verkostung können sich also mit Fug und Recht als die besten der Toskana bezeichnen.

Besonders erfreulich war das Bild, das der junge Jahrgang 2014 im Gebiet des Chianti Classico bot. Hier scheint man die Exzesse mit stark von Cabernet oder Merlot geprägten Aromaprofilen tatsächlich hinter sich zu haben.  Konzentration auf den großen Sangiovese heißt hier die Parole. Das neue Mantra, gepaart mit inzwischen enormer Erfahrung bei der Arbeit in Weinbau und Keller, sorgte dafür, dass trotz des nicht unbedingt glücklichen Witterungsverlaufs, der Jahrgang viele angenehme, elegante und feine Weine hervorbrachte. Trinkbarkeit in der Jugend und Reifefähigkeit der besten Gewächse waren der Lohn. Auch die noch junge Kategorie der „Gran Selezione“-Weine – von der Idee her eine Stufe höher als die traditionelle „Riserva“ angesiedelt, konnte qualitativ voll überzeugen.

Nachtrag: Versprochen ist versprochen, und die Tenuta San Guido hat Wort gehalten. Zwei Weine, den 2014er Guidalberto und den 2013er Sassicaia erhielten wir zur Verkostung. Beim Guidalberto hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen, der Sassicaia zeigte die gewohnte aromatische Finesse und Eleganz am Gaumen. Ein klein wenig mehr Kraft und Struktur hätte man sich wünschen können, aber vielleicht braucht der Wein einfach noch ein wenig Zeit in der Flasche, um zu reifen.

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