Eigentlich denkt man eher an Rotwein, wenn vom Weinbau des österreichischen Burgenlands die Rede ist. Im Schatten der Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet & Co. aber werden rund um den Neusiedler See schon seit vielen Jahren auch ausgezeichnete trockene Weiße und überragende Ausbrüche, Trockenbeerenauslesen und Schilfweine gekeltert.
Die diesjährige Wiener Weinmesse VieVinum bot ausgiebig Gelegenheit, Bekanntes und Neues zu verkosten, darunter auch so genannte Orange-Weine, auf der Maische vergorene, häufig nicht filtrierte und nicht oder kaum geschwefelte Weißweine. Die sind vielleicht nicht nach jedermanns Geschmack – das gilt wohl vor allem für die ungefilterten Versionen, die manchmal eher wie naturtrüber Apfelsaft aussehen –, zeigten aber bei unvoreingenommenem Verkosten durchaus Qualitäten.
Diese Weine sind alles andere als geschliffen und perfekt, ihr ungewöhnlicher Duft aber, ihre markanten Tannine, ihre auffällige Farbe – zwischen leuchtendem Grüngelb und kräftigem Rosé-Orange ist alles dabei – sowie der dicke, manchmal cremige Körper könnten durchaus ihre Liebhaber finden.
Ansonsten war unter den besten Etiketten viel Chardonnay und noch mehr Weißburgunder (Pinot blanc) zu finden – die besten aus dem Gebiet von Gols und vom Leithaberg. Was die Erzeuger angeht, so gibt es im Burgenland – wie auch in anderen Teilen Österreichs – leider nicht mehr viele Entdeckungen zu machen. Bemerkenswerte Ausnahme diesmal: das Weingut des spanisch-österreichischen Paares Adriana González und Martin Lichtenberger, die sich bereits als Kellermeister der Weingüter Heinrich (Gols) und Braunstein (Purbach) einen Namen gemacht hatten, bevor sie mit den eigenen Weinen für Aufmerksamkeit sorgten.