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Township Guguletu, Phunga restaurant & Bar, Kapstadt, Südafrika

Südafrika – Weine der Hoffnung

 „Sklaverei, Kolonialzeit und Apartheid haben einen bitteren Geschmack hinterlassen, der sich nicht so schnell herunterspülen lässt…“ schrieb enos-Autorin Agnes Fazekas kürzlich in einem Bericht vom Kap über das Weinbauland Südafrika. Manch kritischer Beobachter, wie etwa der dänische Dokumentarfilmer Tom Heinemann, sieht die aktuelle Situation noch deutlich prekärer, spricht offen von Sklaverei. Seine Berichte bewogen, das berichten verschiedene Medien des Landes, dänische Händler bereits, die Weine des Landes aus den Regalen zu nehmen. Wer Südafrika kennt, weiß, dass es immer noch Missstände gibt, aber auch zahlreiche, positive Gegenbeispiele. Ein genereller Boykott südafrikanischer Weine erscheint deshalb maßlos.
Dies umso mehr, als das Qualitätsniveau der südafrikanischen Weine, allen voran das der Roten aus der Rebsorte Syrah, seit einiger Zeit internationales Spitzenniveau erreicht hat. Auch Cabernet Sauvignon, Verschnitte aus den klassischen Bordeauxsorten und sogar die einheimische Rebzüchtung Pinotage bringen in Stellenbosch, Paarl, Wellington oder dem Swartland jede Menge Traumweine hervor.

Die Landschaften um Stellenbosch gehören zu den schönsten Weinlandschaften der Welt. Hinter der wunderbaren Landschaftskulisse aber sieht es häufig weit weniger schön aus. (Foto: E. Supp)

Immer wieder erstaunlich ist dabei das bescheidene Preisniveau der besten Gewächse, das weit unter dem liegt, was man aus Frankreich, Italien oder Spanien gewohnt ist, von den USA ganz zu schweigen. Was den Konsumenten freut, ist für die Weinwirtschaft am Kap alles andere als förderlich. Zu niedrige Weinpreise bedeuten nämlich letztlich nicht nur Abhängigkeit vom unsicheren und ruinösen Fassweinmarkt, sondern auch von unkalkulierbaren Wechselkursschwankungen. So schließt sich  – leider – der teuflische Kreis. Niedrige Preise bedeuten niedrigere Erlöse für die Winzer, bedeuten letztlich auch niedrige Löhne für deren meist schwarzen Arbeitskräfte. Wer deshalb das günstige Preis-Leistungs-Verhältnis südafrikanischer Weine lobt, sollte daran denken, dass er den bitteren Nachgeschmack aus Sklaverei, Kolonialismus und Apartheid immer weiter in die Zukunft verlängert.

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