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Deutschland, Franken, Würzburg, Weinberge Würzburger Stein

Alles Silvaner … oder was?

Weißweine müssen kalt getrunken werden? Nun, bei einigen Rebsorten und vor allem bei minderwertigen Weinen mag das stimmen. Aber es stimmt garantiert nicht bei den tollen Silvanern, die wir im Rahmen der diesjährigen enos-Challenges zu verkosten hatten.
Wollte man es überspitzt formulieren, könnte man sagen: Silvaner braucht Zeit (zum Reifen), Luft (um seine Aromen zu entfalten) und Wärme. Die besten und kräftigsten sollte man sogar dekantieren, wenn man den Prozess der Aromaentfaltung und des Anwärmens ein wenig beschleunigen will. 14 oder 15 Grad dürfen es, was die Temperatur betrifft, bei gutem Silvaner durchaus sein.
Denn Silvaner vereinen Frucht, Kraft und Struktur, ähnlich wie Chenin blanc, eine der besten weißen Rebsorten weltweit, oder Grüne Veltliner. Sicher fehlt ihnen etwas die Eleganz und Finesse der besten Rieslinge, und mit der Struktur und Festigkeit großer Rotweine können sie auch nicht mithalten. Vor allem aber sind Silvaner exzellente Speisenbegleiter, wie die Sommelière und Gastronomin des Hamburger „Nil“, Elisabeth Füngers, regelmäßige Mitverkosterin bei den Challenges, nach unseren Proben anmerkte.
Das vielleicht erfreulichste an diesen Proben, sieht man vom guten Gesamtniveau der eingereichten Weinmuster ab, war die Tatsache, dass sich diesmal viele Nicht-Franken trauten, der Main-Phalanx die Stirn zu bieten. Aus Rheinhessen, Baden und der Pfalz stellten Winzer ihre Silvaner an, und einer von ihnen, ein Pfälzer, schaffte es sogar unter das Gewinner-Triumvirat. Zwei ausgezeichnete Rheinhessen rundeten das Bild ab, und vielleicht können sich in kommenden Jahren auch Badener, Württemberger oder Saale-Weine unter den Besten platzieren.


Ein wenig wirken die fränkischen Dörfer manchmal wie aus einer anderen, längst vergangenen Welt. Die Weine, die hier gekeltert werden, sind dagegen seit einigen Jahren absolut auf der Höhe der Zeit und auch international konkurrenzfähig. (Fotos: E. Supp)

Die besten 2015er Silvaner

Die Sieger

Juliusspital (Würzburg) - Iphöfer Kronsberg QbA trocken
Weingut Stern (Hochstadt) - Pfalz Réserve QbA trocken
Bürgerspital (Würzburg) - Würzburger Stein Großes Gewächs

In den Top Ten

Weingut Max Müller I (Volkach) - Sommeracher Katzenkopf Alte Reben QbA trocken
Weingut Glaser-Himmelstoß (Nordheim) - Dettelbacher Berg Rondell QbA trocken
Bürgerspital (Würzburg) - Würzburger Innere Leiste QbA trocken, Würzburger Stein-Harfe Großes Gewächs
Weingut Sander (Mettenheim) - Mettenheimer Schlossberg QbA trocken
Winzerfamilie Flick (Bechtolsheim) - Siefersheimer Goldenes Horn QbA trocken
Weingut Horst Sauer (Escherndorf) - Franken Sehnsucht QbA trocken

Die besten 2014er Silvaner

Weingut Glaser-Himmelstoß (Nordheim) - Dettelbacher Berg Rondell QbA trocken
Weingut Max Müller I (Volkach) - Franken Eigenart QbA trocken
Juliusspital (Würzburg) - Würzburger Stein Großes Gewächs, Iphöfer Julius-Echter-Berg Großes Gewächs
Weingut Schäffer (Escherndorf) - Escherndorf Am Lumpen QbA trocken

So sehen Sieger aus. (Fotos: E. Supp)

Aufschlussreich bei unseren Verkostungen war auch die Konfrontation des bereits im Vorjahr verkosteten 2014er Jahrgangs, von dem jetzt noch einmal neun Muster angestellt wurden, mit denen des jüngeren Jahrgangs 2015. Die ging, was die Spitzenbewertungen betrifft, eindeutig zugunsten der 2014er aus, und das obwohl der 2015er Jahrgang in den Verkostungen der beiden Jahre insgesamt eine etwas höhere Durchschnittswertung erzielte. Das zeigt, dass es richtig ist, die großen Silvaner erst mit einem gewissen Abstand zum Erntejahr zu verkosten, weil sie die Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Und es zeigt, dass einige Winzer sich dieser Tatsache durchaus bewusst sind, sonst hätten sie nicht so lange gewartet, bevor sie ihre besten 2014er in den Wettbewerb gaben.
Und die besten Weinbergslagen für die fränkische Paradesorte? Nach unseren Verkostungen der letzten Jahrzehnte kann sich ein gutes Dutzend Hänge rühmen, zu dieser Spitzengruppe zu gehören: Würzburger Stein-Harfe und Stein, Dettelbacher Berg-Rondell, Homburger Kallmuth, Iphöfer Kronsberg und Julius-Echter-Berg, Sulzfelder Maustal, Escherndorfer Lump, Nordheimer Vögelein, Frickenhäuser Kapellenberg, Sommeracher Katzenkopf und Randersackerer Pfülben.  Im besten Falle sind die Weine dieser Lagen dicht, kraftvoll, fast burgundisch in der Art und besitzen große Lagerfähigkeit. Es dürfte interessant sein, in den nächsten Jahren auch eine Kategorie für fünf oder zehn Jahre gereifte Silvaner in unsere Challenges aufzunehmen.

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