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Italien, Sardinien, Nuraghe (2011)

Im Land der Nuraghen

Eigentlich hätte es an dieser Stelle „Cannonau Superstar“ heißen sollen. Oder so ähnlich. Das wäre nicht nur der wichtigsten Rebsorte Sardiniens angemessen gewesen – vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die wohl doch älter ist als ihre spanischen bzw. französischen „Abkömmlinge“ Garnacha und Grenache –, sondern hätte auch besser zur Geschichte über die Forschungen von Gianni Lovicu in der nächsten Ausgabe von enos gepasst, in der wir genau dies thematisieren.

Aber es kommt, wie’s kommt, und so war die hochsommerlich heiße aber kurze Reise nach Nuoro und Umgebung eben auch noch durch einen Besuch beim Magier aus Cabras, Paolo Contini, bereichert worden. Und dann schenkte der plötzlich Weine ein, die wirklich den Status von Superstars verdienten und alle anderen verblassen ließen: Continis Vernaccia di Oristano zeigten nicht nur ungewöhnliche Komplexität und Kraft, sondern auch eine Langlebigkeit, die ihresgleichen sucht.

Die Nuraghen, aus Stein gemauerte, runde Wohn- und Verteidigungstürme, sind Zeugen einer Vergangenheit, in der Sardinien immer wieder von außen bedroht wurde. (Foto: E. Supp)

Da gab es etwa diesen Wein des Jahrgangs 1970 (sic!) … aus einer Flasche, die anscheinend schon vor zwei oder drei Jahren geöffnet worden war. Der aber dessen ungeachtet noch immer großartigen Duft und tolle geschmackliche Frische zeigte. Unglaublich!

Der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass sich auch die anderen präsentierten Appellationen als gut oder gar sehr gut erwiesen, allen voran Carignano del Sulcis, gefolgt von den Cannonau-Weinen der Regionalappellation und denen aus dem Mandrolisai-Gebiet.

Schade, dass sardische Weine außerhalb der Insel leider immer noch viel zu wenig bekannt sind. Obwohl doch der Trend schon seit geraumer Zeit hin zu authochtonen, besonderen und unverwechselbaren Rebsorten geht. Ob’s daran liegt, dass die Sarden jahrhundertelang zurückgezogen lebten, den Kontakt mit der Welt außerhalb ihrer Insel mieden? Dass auch heute noch die Verbindungen zum Festland – die materiellen wie die kommunikativen – schlechter zu sein scheinen, als die zwischen Mailand und New York oder Shanghai?

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