Vielleicht lag es daran, dass die Erzeuger einiger der besten Weine unserer letzten Verkostung von Weißweinen aus dem nordspanischen Rueda-Gebiet diesmal nicht am Start waren – ihre Weine waren im deutschen Fundus des Consejo nicht vertreten. Vielleicht lag es auch am mehrheitlich angestellten Jahrgang 2018, der insgesamt etwas flacher, weicher, weniger strukturiert erschien als der seinerzeit hauptsächlich verkostete 2015er. Wie dem auch sei, die Verkostung von insgesamt knapp 50 Rueda-Weinen, die wir dank der Unterstützung durch das Consejo in Hamburg organisieren konnten, brachte zwar eine Reihe schöner Produkte zu Tage – wirkliche Spitzengewächse allerdings waren Mangelware.
Es gibt bestimmt viele Weinfreunde, die die Cremigkeit der Rueda-Weine schätzen, die allerdings müsste mehr durch Kraft und Struktur unterstützt werden, als dies bei den verkosteten 2018ern zu oft der Fall war. Wenn dann die Weine auch aromatisch sehr verhalten wirkten, dann blieb nur zu konstatieren, dass der Weinmarkt deutlich vielschichtigere und damit interessantere Weißweine zu bieten hat.
Auffällig war, dass mit vier Ausnahmen erneut nur Weine aus Verdejo angestellt waren, jener einheimischen Sorte, die im Anbaugebiet bei Valladolid das größere Qualitätspotenzial zu besitzen scheint und auch die größte Rebfläche belegt. Das, obwohl viele Betriebe auch Weine aus Sauvignon blanc vermarkten. Immerhin hat man in Kastilien offenbar den Wert und die Bedeutung des einheimischen Verdejo als Unique Selling Proposition bei der Vermarktung der Weine erkannt. Das lässt hoffen, dass Rueda in kommenden Jahrgängen wieder die Qualitäten zeigen kann, die wir aus unserer letzten Verkostung gewohnt waren.