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Im Schatten der Toskana

Sangiovese ist nicht gleich Sangiovese. Das ist eine Tatsache, mit der sich Winzer der italienischen Region Romagna – sagen Sie bloß nicht „Emilia“, denn mit der Zwillingsregion werden Romagnoli wirklich nicht gerne verwechselt – seit Jahrzehnten auseinandersetzen. Auseinandersetzen müssen. Und das liegt nicht nur daran, dass die Region keine Prestige-Schwergewichte wie Chianti Classico oder Brunello di Montalcino besitzt. Auch nicht unbedingt an unterschiedlichen, vielleicht gar ungünstigeren klimatischen Voraussetzungen. Sondern eher daran, dass hier zum einen andere Sangiovese-Selektionen in den Weinbergen dominieren als bei den renommierten Nachbarn im Süden. Vor allem aber wohl daran, dass der Weinbau hier lange Jahrzehnte nicht von kleinen, qualitätsbewussten Weingütern geprägt war, sondern von riesigen Genossenschaften, deren Ziel das Erzeugen großer Weinmengen zu möglichst günstigen Preisen war.

Die Kirche des Hl. Franziskus in Faenza (Foto: E. Supp)

Entscheidendes ist hier in den letzten Jahren geschehen: viele Weinberge wurden neu und mit besseren Sangiovese-Selektionen bepflanzt, die Weinmacher haben dazugelernt, und nur auf den Märkten außerhalb Italiens tut sich der Romagna Sangiovese, so die offizielle Herkunftsbezeichnung des Rotweins der Gegend, immer noch sehr schwer … sagen auch diejenigen der Erzeuger, deren Weine zumindest ein wenig auch im Ausland vertrieben werden. In Italien besitzen Namen wie Zerbina, Tre Monti, Bissoni, Drei Donà, Nespoli, Condé, Treré oder Monticino Rosso schon länger einen guten Klang. Um Erfolg auch auf anderen Märkten zu haben, müssten aber auch die Spitzenerzeuger ihren Weinen noch klarere geschmackliche Individualität und Eigenständigkeit, noch schärferes Profil zu verleihen. Ob ihnen das gelingt, wird die Zukunft zeigen.

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