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Neues Rot am Rhein

Der Blick auf ältere Verkostungsnotizen Elsässer Pinot noirs lässt vermuten, dass in der Region um die Jahrtausendwende herum entscheidendes passiert sein muss. Vor diesem Datum lasen sich die Notizen nicht selten wie „dichtes Gelb, etwas fahl, deutliche, leicht schmutzige Firne, am Gaumen ähnlich, flach und kurz im Abgang“, danach war plötzlich vermehrt von „dichtem, schönem Rot, sauberer und tiefer Frucht“ die Rede. Nun wäre es vermessen, einen solchen Wandel an einem einzigen Datum festmachen zu wollen, unbestreitbar ist aber sicher, dass die heutigen Qualitäten der Roten von den Weinbergen zwischen Vogesen und Rhein mit denen aus den 1980er oder 1990er Jahren nicht mehr viel zu tun haben – ein Quantensprung, der ähnlich auch bei deutschen Spätburgundern stattfand.

Andlau liegt gut versteckt zwischen den Weinbergen am Rand der Vogesen (Foto: E. Supp)

Gute Elsässer Rote sind heute manchmal von fast erstaunlich intensivem Kirschrot, zeigen rote und schwarze Beeren im Duft, gern auch verfeinert durch anregende Würze, und überzeugen am Gaumen durch Dichte, Struktur und aromatische Tiefe, wie man sie früher nicht einmal zu träumen wagte. Dass solche Weine reifen können, versteht sich von selbst. Parallel zum Paradigmenwandel beim Weinstil hat sich auch bei den Erzeugern vieles getan. Zwar tauchen immer noch Namen wie Faller, Kuentz-Bas, Hugel oder Beyer in der Bestenliste auf, aber daneben hat sich gleich ein ganzes Dutzend weiterer Namen an die regionale Spitze geschoben.

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