Wenn Barolo der König, dann muss Barbaresco eigentlich die Königin der Weine alias der Wein der Königinnen sein. Wie sein robusterer Zwilling wird auch er reinsortig aus Nebbiolo-Trauben gekeltert, wie Barolo zeichnen sich die Weine durch Tiefe und Langlebigkeit aus - vielleicht gepaart mit einer Spur weniger Kraft und dafür etwas mehr Eleganz. Auch wenn das in der Vergangenheit in der Praxis nicht immer so aussah, denn allzu häufig versuchten Barbaresco-Winzer in den letzten Jahrzehten, den "großen Bruder" auf der Kraft-und-Konzentrations-Spur noch zu überholen.

Warum die Winzer aus Barbaresco und seinen Nachbargemeinden deutlich weniger Weine - genau gesagt, nur 40 Prozent - zu unseren Verkostungen anstellten, als die Kollegen des Barolo, ist unklar. Klar ist dagegen, dass ihre Weine genauso gut abschnitten, wie die Barolos dieser Verkostung - in der Spitze identisch, in der Breite sogar noch eine Spur besser. Ob's daran lag, dass diesmal nur ein einziger Wein mit Presskork verschlossen war? Herausragend waren dabei die Weine der Marchesi di Grésy, an der Spitze der Gaiun Martinenga, der seit ich ihn kenne (Jahrgang 1985), zur Handvoll absoluter Top-Weine der Appellation gehört.