Es soll Weinfreunde geben, die würden nie einen Nebbiolo trinken, der nicht die Herkunftsbezeichnung Barolo oder Barbaresco trägt. Sie alle irren. Auch außerhalb der beiden Prestige-Appellationen bringt die Sorte zumindest im Piemont hervorragende Rotweine hervor, und um die zu finden, muss man gar nicht lange suchen. Einige der besten Nebbiolos, die keines der beiden DOCG-Labels tragen, stammen aus deren Anbaugebiet selbst. Es sind nicht selten Weine, die in den 1980er Jahren entstanden, als man die im Barriquefass ausgebauten Roten der Gegend noch als "Vino da Tavola" verkaufte, verkaufen musste, und die inzwischen häufig die erst später entstandene Herkunftsbezeichnung "Langhe" tragen. Ebenfalls aus dem Gebiet von Barolo und Barbaresco stammen Weine, die die DOC-Bezeichnung Nebbiolo d'Alba tragen, und die gleichfalls Spitzenniveau erreichen können.

Aber damit hört die Geschichte noch nicht auf: Auch die der Langa gegenüberliegenden Hügel des Roero bringen seit Jahren beliebte Nebbiolo-Rote hervor, genauso, wie natürlich auch die nordpiemontesischen Appellationen Ghemme, Gattinara & Co., auch wenn wir von dort diesmal - im Unterschied zur großen Verkostung von 2017 nur wenige Muster erhielten. Zu welchen Kapriolen das italienische Weingesetz die Erzeuger manchmal zwingt, zeigt der Sieger dieser Kategorie unserer diesjährigen Nebbiolo-Verkostungen, der Wein von Elio Altare. Seinen seit Jahrzehnten beliebten Vino da Tavola namens Vigna Arborina - benannt nach dem Weinberg, auf dem auch ein Spitzebarolo Altares wächst - musste der den Wein "Giàrborina" (deutsch: "früher mal Arborina") umbenennen, weil die Herkunftsbezeichnung Langhe keine Verwendung dieser Lagennamen mehr erlaubt. Soviel nur für die, die glauben, allein die deutsche Weinbürokratie könne Absurditäten gebären.