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Nicht nur im Burgenland

Es war ein nicht erwartetes Bekenntnis, das der italienische Kollege, Mitstreiter beim Weinführer „Gambero Rosso“, da Ende der 1980er Jahre abgab. So etwas fehle Italien noch, resümierte er die gerade abgeschlossene Probe einiger Muster österreichischen Zweigelts, eine Sorte, von der zu jener Zeit praktisch niemand in der Runde zuvor gehört hatte. Was ihn besonders beeindruckte, war die Kombination aus Frucht, Säure und aromatischem Spiel, die er im eigenen Land zuvor nicht kennengelernt hatte.

Tatsache ist, dass seit jener Verkostung viel Zeit verstrichen ist, und dass die Roten aus Zweigelt neben einer langen Diskussion über den Namen – Fritz Zweigelt, der Züchter, war, wie wir heute wissen, ein glühender Anhänger des Nationalsozialismus – die eine oder andere stilistische Veränderung erlebt haben. Da gab es Versuche eines Ausbaus mit kraftvoller Struktur und den Aromen neuen Holzes. Es gab Winzer, die eher die leichte, elegante Stilrichtung bevorzugten. Und es gab, wie wir es auch in dieser Verkostung erleben konnten, die finessenreichen Weine mit viel Frucht und guter Extraktsüße.

Interessant war, festzustellen, dass anders als der Blaufränkische, der im Prinzip nur im Burgenland zur Höchstform aufläuft, Zweigelt alias Rotburger, so der ursprüngliche Name, den ihr Züchter der Sorte gegeben hatte, auch in verschiedenen Anbaugebieten Niederösterreichs großartige Weine hervorbringt, immerhin stammten sieben der besten zehn Weine unserer Probe aus Weinviertel oder Kamptal.

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