Der rote Pinotage gilt, zusammen mit dem weißen Chenin blanc, als die südafrikanische Rebsorte schlechthin. Allerdings ist er umstritten, was seine Qualitäten betrifft – kritisiert werden vor allem seine Tendenz, Isoamylazetat zu produzierten, das für Lacknoten im Duft verantwortlich sein kann, aber auch sein häufig recht rustikales Tannin. Zudem noch ist er eine recht junge Sorte: 1924 gezüchtet, erhielt er seinen Namen – eine Kombination aus denen der Elternsorten Pinot noir und Hermitage, wie Cinsaut in Südafrika lange genannt wurde – erst 1935. Der erste Wein wurde 1941 in Elsenburg, nördlich der Weinbau-Capitale Stellenbosch gekeltert, und sogar erst 1953 wagte es ein gewisser Pieter Morkel, Pinotage in kommerziell relevanten Mengen auszupflanzen.
Vermarkten konnte Merkel seinen Pinotage jedoch nicht selbst, da er durch einen exklusiven Liefervertrag an die Stellenbosch Farmers Winery gebunden war, wo man den Wein unter dem Label „Lanzerac“ in den Handel brachte: Anlass genug für die dafür auch gescholtenen späteren Eigner der Lanzerac Kellerei, die Urheberschaft für das erste Label für sich zu reklamieren und eine Selektion des aktuellen Portfolios „Pioneer“ zu nennen.

Die Pinotage-Pioniere dieser ersten Jahre gehören dabei – erstaunlicherweise? – auch heute noch zu denen, die die besten Weine erzeugen. Kanonkop, wo man die Sorte auch schon 1941 auspflanzte, gehört dazu ebenso wie Beyerskloof, das Weingut des früheren Kanonkop-Weinmachers Beyers Truter. Sie alle haben es über die Jahre gelernt, die Probleme der Rebsorte Pinotage in den Griff zu bekommen. Klar, einige Weine aus den internationalen Sorten wie Cabernet Sauvignon oder Syrah oder auch aus der Gruppe der sogenannten Cape Blends – das sind meist Verschnitte mit kleineren Teilen internationaler Sorten – erzielen häufig bessere Verkostungsresultate. Aber die genießen nicht das Privileg, wirklich authentische, einzigartige Produkte ihres Landes zu sein. Das gilt nur für den Pinotage. Schade allerdings, dass so viele Erzeuger es für angebracht halten, ihre Weine mit den umstrittenen Agglomerat- oder Presskorken zu verschließen. Aber das ist ein anderes Thema.