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Frankreich, Champagne, Verzenay

Champagnersaison

Ein wenig erstaunt war ich schon, als im Laufe dieses Sommers bzw. Spätsommers ungewöhnlich viele Pakete mit Verkostungsmustern aus der Champagne hier eintrudelten. Obwohl ich eigentlich hätte ahnen müssen, dass angesichts der schwierigen Lage auf dem britischen und dem französischen Markt die Erzeuger des noblen Pricklers aus Nordostfrankreich Anstrengungen auf anderen Märkten unternehmen mussten. Dass es dann ausgerechnet der deutsche Markt wurde, war umso erfreulicher, und so nutzte ich die Gelegenheit und bat das Informationsbüro der Champagne, mir eine umfassende Bemusterung zu organisieren, was auch prompt geschah.

Herbstliche Weinberge bei Verzenay in der Montagne de Reims (o). Ganz gleich, zu welcher Gelegenheit: Champagnergläser haben nichts mehr mit den früher populären Schalen oder mit schmalen Flûtes zu tun, sondern ähneln heute nach unten etwas spitzer zulaufenden Weißweingläsern auf leicht verlängertem Stiel, damit die Hand den Wein nicht erwärmt. Die für unsere Verkostung benutzten Gläser der Serie Sommelier Restaurant, die in Kürze auch im Handel erhältlich sein werden (u. r.), wurden uns freundlicherweise von der Firma Riedel zur Verfügung gestellt. (Fotos: E. Supp)

   

Brut, Extra brut und Brut nature waren die drei Dosage-Kategorien, die ich für die Probe anforderte, und viele, große wie kleine, Kellereien und Winzer, schickten ihre Muster. Insgesamt konnte ich so etwa 60 Weine verkosten, und das Einzige, was ich am Ende bedauerte, war, dass meine persönlichen Lieblinge wie etwas Salon, Krug oder Selosse nicht vertreten waren.

Wer immer heutzutage behauptet, Cavas, Proseccos oder auch deutsche Winzersekte seien den Weinen aus der Champagne längst ebenbürtig, hätten sie vielleicht qualitativ schon überholt, könnte sich beim Resultat dieser Verkostung verwundert die Augen reiben. Eine dermaßen homogene Qualität, eine derartige Anzahl absoluter Spitzenprodukte habe ich persönlich jedenfalls noch in keinem anderen Schaumweingebiet der Welt vorgefunden, und dass Champagner eben ein wenig mehr kostet als andere Prickler, dürfte nach diesem Resultat eigentlich auch niemanden mehr wundern.

Bei Gosset macht man keinen Hehl daraus: Rüttelpulte sind etwas für Touristen. Tatsächlich gerüttelt wird in allen großen Champagnerhäusern mit automatischen Gyropaletten.

Dafür, dass in unserer Probe vor allem reinsortige Weißweine (Blanc de Blancs) und solche der Kategorie Extra brut gut abschnitten, könnte es zwei unterschiedliche Gründe geben. Es könnte an meinem persönlichen Geschmack liegen, aber dem stünde entgegen, dass die von mir besonders gut bewerteten Muster auch bei einer Nachverkostung unter Weinlaien am besten wegkamen. Und es könnte daran liegen, dass vielleicht für diese Produktkategorien die besten Grundweine verwendet werden. Bei den Extra Bruts liegt das schon deshalb auf der Hand, weil sie beim Degorgieren nur sehr geringfügig mit Süße "korrigiert" werden dürfen. Was schließlich die wenigen Bruts nature betrifft, so sind die in ihrer staubtrockenen "Brutalo"-Art sicherlich eine Sache für absolute Liebhaber. Von hervorragender Qualität waren sie dennoch.

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