Wer in den 1980ern in Italien guten Weißwein trinken wollte, der kam – mit Ausnahme vielleicht von den Südtirolern – an den Gewächsen der nordöstlichsten Region des Landes, des Friaul, italienisch Friuli-Venezia Giulia, kaum vorbei. Die Region schnitt bei unseren Verkostungen mit ihren Weißen seinerzeit im Schnitt einen „Stern“ besser ab, als das restliche Italien. Das sollte nicht so bleiben: Was nämlich das Friaul betrifft, so blieben unsere Wertungen auch nach der Jahrtausendwende im Wesentlichen unverändert, während sie sich im restlichen Italien – Südtirol an der Spitze – dramatisch verbesserten.

Allerdings: Kollektivbewertungen sagen nicht immer alles aus. Der Beweis dafür sind die Weine der im Friaul und dem benachbarten Slowenien beheimateten Rebsorte Ribolla gialla, die in unserer aktuellen Probe gegenüber dem Ende des letzten Jahrhunderts qualitativ deutlich zulegten, während man gleiches von der zweiten wichtigen Weißweinsorte der Region leider nicht sagen kann. Reinsortiger Sauvignon blanc von der Grenze zu Slowenien galt einmal als einer der besten weltweit – ähnlich wie der in der nicht allzu fernen österreichischen Südsteiermark, scheint aber auf seinem damaligen Niveau verharren zu wollen, während sich seine Sorten“brüder“ rund um den Globus durchaus weiterentwickelten. Was für den reinsortigen Sauvignon gilt, trifft wiederum – zum Glück – auf die weißen Friauler Cuvées, in denen zumindest zum Teil der Sauvignon eine durchaus wichtige Rolle spielt, nicht zu: Die zeigen auch heute noch Weltklasse.
Wirft man einen Blick auf die Namen der besten Erzeuger, so scheint sich in den letzten Jahrzehnten ebenfalls nur wenig verändert zu haben. Die heißen nach wie vor Vie di Romans oder Lis Neris – zu ihnen hinzugesellt haben sich – mit kleinen Abstrichen – Scubla, Roncal, Tunella oder Specogna. Summa summarum bot das „weiße Friaul“ also doch ein erfreuliches Bild. Schade nur, das die Weine in Deutschland so wenig Bekanntheit genießen, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass sie nur selten präsentiert werden und dass einige der renommiertesten Erzeuger auch an unserer Verkostung nicht teilnahmen.