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Italien, Südtiro, Bozen, St. Magdalena

Zwischen den Welten – Südtirol

Zwischen den Welten ... so muss man die Position des Südtiroler Weinbaus wohl beschreiben. Und das nicht nur, weil uns vor kurzem eine Südtiroler PR-Agentur am Telefon beschied: " .... ja, wir vertreten auch Weinkellereien in Südtirol und in Italien ... (Kunstpause) ... Ähhh, im restlichen Italien." Tatsache ist, dass Südtirol zu Italien UND zum deutschen Sprachraum gehört, dass es Weißweine erzeugt, die deutlich mehr denen nördlich der Alpen ähneln, und Rote, deren Ursprung man auch im "restlichen" Italien vermuten würde.

Diese Situation zwischen den Welten macht einerseits die Faszination des Südtiroler Weinbaus aus, andererseits stellt sie aber auch in gewisser Weise ein Handicap dar. So liest sich der Anfang der in absteigender Folge der Bewertungen sortierten Liste aller von uns bis dato archivierten knapp 1 250 Verkostungsnotizen zwar bunt gemischt: "rot - rot - weiss - rot - weiss - weiss - weiss - rot - rot - rot ..." und was die Sorten angeht mit "Cabernet - Pinot - Chardonnay - Cabernet - Chardonnay - Weißburgunder ..." deutlich vielfältiger als im Piemont oder auch der Toskana, der Wachau und der Mosel, aber wir konnten von diesen Weinen auch bisher deutlich weniger mit der Auszeichnung "Traumwein" versehen, als bei den Roten in anderen italienischen Top-Regionen wie Piemont, Toskana oder auch Venetien, bei den Weißen in den Weinbaugebieten nördlich der Alpen. Und was das Marketing angeht, ist "Vielfalt" auch nicht eben ein Begriff, der auf  starke Markenidentität hinweist.

Südtirols Weinlandschaften - hier die Hänge von Sankt Magdalena im Nachmittagslicht - gehören zu den schönsten und bei Weinreisenden beliebtesten Europas. (Foto: E. Supp)

Das alles galt für die diesjährige Verkostung von insgesamt 187 Weiß- und Rotweinen, die die Bozener Handelskammer freundlicherweise bei den Erzeugern für uns eingesammelt und in Form einer Blindverkostung vorbereitet hatte, nur bedingt. Vielfalt gab es. Ja! Denn wir hatten ja auch um eine ganze Reihe verschiedener, in unseren Augen repräsentativer Rebsortenweine gebeten. Aber bei den Siegerweinen der Verkostung gab es ein klares, unzweideutiges Profil. Gleich vier Mal tauchten Weißburgunder unter den zehn bestbewerteten Weinen auf, weitere vier Mal der rote Lagrein - reinsortig oder im Verschnitt. Nur karge zwei Platzierungen in den Top Ten blieben da für einen Sauvignon blanc und einen Blauburgunder übrig, zwei Sorten die allerdings auf den Rängen elf bis dreißig recht üppig vertreten waren, während es die Cabernets bzw. Bordeaux-Blends deutlich schwerer hatten, zu bestehen. Traumweine gab es diesmal leider gar keine zu verkosten, und auf Chardonnay hatten wir aus Zeitgründen von vornherein verzichtet.

Vergleicht man das Ergebnis dieser Verkostung mit den Resultaten der letzten 20 Jahre, so wird man feststellen, dass sich das Sortenspektrum bei den Südtiroler Spitzenweinen verschoben hat. Ob dies nur den aktuellen Jahrgängen geschuldet ist oder einen langfristigen Trend darstellt, muss die Zukunft zeigen.

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