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Bye bye, Merlot

Eigentlich war, wie wir erst kürzlich schrieben, das italienische Friaul früher einmal vor allem für seine Weißweine bekannt. Das lag allerdings weniger daran, dass die so viel besser gewesen wären, als die Roten der Region. Eher war es wohl so, dass es in Italien bis zur Jahrtausendwende nur wenig ernstzunehmende weiße Konkurrenz gab. Tatsache ist nämlich, dass die Friauler Roten – gekeltert aus Merlot, Refosco, Pignolo oder auch Schioppettino – bis weit in die 1990er Jahre in unseren Verkostungen sogar eine Spur besser abschnitten als die Weißen.

Auf einer der höchsten Erhebungen der Colli Orientali überblickt die Abbazia di Rosazzo große Landstriche zwischen den Hügeln und dem Meer. Ihr Spitzenroter Ronco dei Roseti, ein Verhscnitt aus Merlot, Cabernet franc, Refosco und Tazzelenghe trug in den 1990ern maßgeblich zum Renommée der Friauler Roten bei. (Foto: E. Supp)

Die Zeiten aber, in denen ein knappes Dutzend Friauler Erzeuger mit den renommiertesten Toskaner oder Piemonteser Rotweinen konkurrieren konnten, sind vorbei. Das war nicht nur der Eindruck, den wir bei der aktuellen Verkostung hatten, sondern zeigt sich auch in den Bewertungen des renommierten italienischen Weinführers „Guida Essenziale“. Unter den wenigen Erzeugern der Region, die dort die Höchstbewertung von drei Sternen erreichen, findet sich nicht mal eine Handvoll, die Spitzenrote keltern.

Dieses Verdikt trifft vor allem Gewächse aus Merlot. Stellte man die vor drei, dreieinhalb Jahrzehnten noch stolz in Vergleichsproben mit der nationalen oder gar internationalen Spitze vor – ich erinnere eine Verkostung, in der sogar der Pomerol von Château Petrus angestellt war –, so taucht in unserer aktuellen Probe der beste Merlot überhaupt erst auf Position sieben auf – davor rangieren sechs Weine aus Refosco oder einheimische Cuvées mit Pignolo und Schioppettino. Woran es liegt? Vielleicht daran, dass der internationale Merlot-Hype schon vor geraumer Zeit eingeschlafen ist, und die Erzeuger stattdessen lieber auf regionale Typizität und Authentizität setzen. Das würde dann zumindest ein wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Friauler Rotweine machen.

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