Vergessen Sie doch einfach den Sauvignon! Zumindest hier, im Herzen der spanischen Provinz Castilla y León, wo in der Nachbarschaft des Örtchens Rueda bereits 1980 die gleichnamige Herkunftsbezeichnung geschaffen wurde – eine der ältesten Spaniens in einem Gebiet, das mit seinen zahlreichen unterirdischen Kellerlabyrinthen wirkt wie ein spanischer Schweizerkäse. Klar, die ursprünglich französische, heute von Neuseeland bis Südafrika, von Österreich bis Chile international verbreitete Weißweinsorte Sauvignon blanc hat dem Anbaugebiet anfänglich zu gewisser Notorietät verholfen. Aber dann?
Mit den Jahren kam die Erfahrung, kamen die guten und schlechten Jahrgänge und kam die Erkenntnis, dass Verdejo die für diese Gegend weitaus bessere Rebsorte ist. Weil sie ausdrucksvollere, vor allem aber, weil sie Weine mit einem geschmacklichen Alleinstellungsmerkmal hervorbringt. Guter Verdejo aus Rueda ist strohgelb, besitzt fruchtige und nussige Aromen, in denen Zitrusnoten, der Duft von gelben Steinfrüchten, im besten Fall aber auch mineralische und würzige Töne mitschwingen.

Das große Potenzial der Weine hat schon früh Investoren aus anderen Teilen Spaniens und dem Ausland angelockt. Eines der frühesten Engagements ging bereits 1972 von der Rioja-Kellerei Marqués de Riscal aus, später gesellten sich zahlreiche Spitzenerzeuger aus der benachbarten Rotweinhochburg Ribera del Duero dazu. Aufsehen erregte jüngst die Gründung eines Weinguts durch Michel Rolland, einen der bekanntesten Weinmacher der Welt, und François Lurton, der schon vor längerer Zeit die Möglichkeiten der Gegend erkannt und hier investiert hatte.