Es waren gute, zum Teil herrliche Weine, die wir beim diesjährigen Riesling-Challenge von enos und ENO WorldWine in Hamburg verkosten konnten. Und es waren viele, vor allem deshalb, weil wir ungewöhnlich oft die Zweitflaschen öffnen mussten. Das nicht etwa, weil wir über Korkschmecker gestolpert wären, sondern, weil uns zahlreiche Weine bei der ersten Bildverkostung einfach merkwürdig vorkamen. Stumpf, ohne Frucht und Aromatik, am Gaumen oft phenolisch adstringierend. Das fiel oft erst dann richtig auf, als wir die Blindproben aufgedeckt hatten und merkten, dass die gleichen Weine in den Jahren zuvor teilweise hervorragend bewertet worden waren. Und siehe da: die Konterflaschen zeigten sich in der Regel von einer deutlich besseren Seite. Das ist ein Dilemma - nicht nur für uns, denn wir können schon aus Zeitgründen nicht jeden Wein mit Naturkork zwei oder gleich drei Mal verkosten, sondern vor allem für die Erzeuger: Hatte man früher einen Wein mit deutlichem Korkschmecker im Glas, wusste man, wer der Schuldige war. Bei den heutigen "Schleichern" fällt die Kritik leider in der Regel auf den Winzer zurück.
Zu diesem Thema ein Stück denkwürdige Statistik: Von den Mustern in der Vorprobe war etwa die Hälfte mit Naturkork verschlossen. Von den Weinen, die es in die Schlussprobe mit großer Jury geschafft hatten, nur noch etwa ein Drittel. Kein Problem mit den Korken? Wer das im Lichte dieser Resultate noch glaubt, glaubt wahrscheinlich auch an den Weihnachtsmann.
Aber kommen wir zu den Weinen. Im Unterschied zu den Vorjahren konnten diesmal nicht nur die trockenen Rieslinge eines Jahrgangs - des 2015ers - angestellt werden, sondern auch rest-(nicht edel)süße und trockene Weine des Vorjahrgangs. Die beiden neuen Kategorien wurden auch bereits gut angenommen, immerhin stellten sie bereits ein Drittel der insgesamt verkosteten Rieslinge und sogar über 40 Prozent der besten 25. Das sollte den Erzeugern eigentlich Mut machen, in Zukunft - wir nehmen 2018 vielleicht auch die edelsüßen Rieslinge wieder in unser Programm auf - auch diese neuen Kategorien besser zu beschicken.

Betrachtet man nur die trockenen Rieslinge, so zeigt sich, dass zwar auch ein 2014er unter den allerbesten einkam (der Forster Pechstein von Heinrich Spindler), dass aber ansonsten die 2015er den überwiegenden Teil der absoluten Spitzenplätze belegte. Erstaunlich oft kamen diese Spitzenweine in diesem Jahr aus Franken, der Region Deutschlands, der dieser Jahrgang vielleicht am besten "bekommen" ist. Hier haben die Rieslinge - zumindest 2015 - den Abstand zu den traditionell hervorragenden Silvanern deutlich verringern können. Ansonsten lautet die Reihenfolge der Regionen unter den TopTen der diesjährigen Riesling-Challenges: Pfalz, Pfalz, Franken, Rheingau, Rheingau, Rheinhessen, Rheinhessen, Mosel, Franken und noch einmal Franken. Noch Fragen?
Die besten trockenen 2015er
Die Sieger
Thorsten Krieger (Rhodt) - Burrweiler Schäwer Spätlese trocken
Bürgerspital (Würzburg) - Randersackerer Marsberg QbA trocken
Künstler (Hochheim) - Hochheimer Hölle Großes Gewächs
In den Top Ten
Domdechant Werner (Hochheim) - Hochheimer Kirchenstück Großes Gewächs
Stefan Bardorf (Randersacker) - Randersackerer Sonnenstuhl Am Turm Kabinett trocken
Wageck-Pfaffmann (Bissersheim) - Bissersheimer Schützenhaus Halbstück QbA trocken
Reiss (Würzburg) - Randersackerer Pfülben Spätlese trocken
Bürgerspital (Würzburg) - Würzburger Stein Hagemann QbA trocken
H. & J. Krebs (Freinsheim) - Forster Ungeheuer QbA tr.
Meulenhof (Erden) - Mosel Devon-Schiefer QbA tr.
Alexander Laible (Durbach) - Baden Alte Reben QbA tr. (ex aequo)
Die besten trockenen 2014er
Heinrich Spindler (Forst) - Forster Pechstein Große Lage QbA trocken
Martinshof (Dienheim) - Oppenheimer Sackträger Spätlese trocken
Bimmerle (Renchen-Erlach) - Baden Riesling Réserve QbA trocken
Stefan Bardorf (Randersacker) - Randersackerer Marsberg Spätlese trocken
Hans Wirsching (Iphofen) - Iphöfer Julius-Echter-Berg Großes Gewächs
Die besten restsüßen 2015er
Meulenhof (Erden) - Erdener Treppchen Alte Reben Auslese
Altes Schlösschen (Sankt Martin) - Pfalz Auslese
Bischöfliche Weingüter (Trier) - Dhroner Hofberg Spätlese
Felix Waldkirch (Rhodt) - Edenkobener Bergel Spätlese
Bauer (Mülheim) - Mülheimer Elisenberg *** Spätlese