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Weinberge Moscato d'Asti, Piemont, Italien

Der König und die Adjutanten

Was ein Urlaubswein ist, wissen Sie? Es ist einer, der auf der Terrasse in den toskanischen Bergen oder beim Sonnenuntergang an der Côte d'Azur ganz vorzüglich mundet, sich aber zu Hause in eine Art widerborstig-pubertierenden Wesens verwandelt, dem man am liebsten nur noch aus dem Weg gehen möchte. Das war der Eindruck, den ein Teil der Weine hinterließ, die wir Anfang April im nordpiemontesischen Novara verkostet konnten. Jedoch: Nicht alle Weine hinterließen diesen Eindruck, es waren auch sehr schöne Vertreter aus Ghemme, Bramaterra oder Fara und Umgebung dabei, wie leicht aus den untenstehenden Verkostungsresultaten zu ersehen ist.

Aber die groß angelegte Verkostung der Nebbiolo-Weine aus dem Norden des Piemont war leider dennoch ein deutliches Kontrastprogramm zu den herrlichen Barolos, die wir an den Tagen vor dieser Veranstaltung in La Morra im Herzen der Langhe öffnen durften. Wir hatten die Erzeuger gebeten, die Jahrgänge 2013 bzw. 2012 Riserva anzustellen, und viele folgten unserer Aufforderung.

Die besten Barolos und die besten Nebbiolos aus dem nördlichen Piemont.  (Fotos: E. Supp)

Vor allem die 2013er Barolos waren von großer aromatischer Tiefe und Komplexität. Gelegentlich zeigen die Tannine noch jugendliche Härte, versprechen aber auch großes Alterungspotenzial. Nebbiolo at its best, sozusagen, wobei es recht gleichgültig war, ob die Weine im Barrique oder im traditionellen großen Holzfass ausgebaut wurden. Und klar, es bleibt dabei: Barolo ist der Wein der Könige und der König der Weine.

Einen Wermutstropfen gab es allerdings: Wir konnten eine Reihe Muster nicht bewerten, weil sie uns fehlerhaft erschienen. Das, obwohl ein eindeutiger Korkschmecker nicht erkennbar war, und in auch die Kontrollflaschen - so vorhanden - einen identischen Fehlgeschmack aufwiesen. Das betraf vor allem Weine, die mit Agglomeratkorken verschlossen waren, aber auch solche mit Naturkork. Sie zeigten, merkwürdig verschlossene Aromen und schienen am Gaumen schon nach kurzer Zeit sämtliche organoleptischen Eigenschaften zu verlieren. Das bei Weinen, deren Erzeuger in den letzten Jahren regelmäßig zu den Allerbesten gehört hatten. Über die Ursachen dieses Phänomens kann man aktuell nur spekulieren, sicher scheint aber, dass die Hoffnung, das Korkproblem sei inzwischen definitiv gelöst, wohl doch sehr trügerisch ist.

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