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Rhônetal – Der rote Süden

Es gibt Länder, in denen gilt das Rhônetal als Weinbaugebiet mit großem Prestige. Da werden in Verkostungen Höchstnoten verteilt, und die Weinfreunde schwärmen von Kultweinen und Kultwinzern. Nicht so in Deutschland. Hier gilt das Tal zwischen Lyon und Avignon immer noch als armer, kleiner Bruder von Bordeaux, Burgund und Champagne. Das geht so weit, dass viele Weintrinker, wenn sie den Namen überhaupt jemals gehört haben, der Meinung sind, die Herkunftsbezeichnung Châteauneuf-du-Pape gehöre eigentlich zum Burgund.

Dabei wird im nördlichen Teil des Tales eine der besten und beliebtesten Rotweinsorten überhaupt kultiviert - Syrah, die in Australien über zwei, drei linguistische Verwandlungsstufen zum Shiraz wurde -, und gehören die Sortenverschnitte des südlichen Tals zu den reichsten und vielschichtigsten überhaupt.

Gigondas ist eine der populärsten Rotwein-Appellationen des Rhônetals (Foto: E. Supp)

Die Basis für unsere Verkostung bildeten mehr als 50 Weine aus biologischem Weinbau, die der Weinbauverband der Rhône kürzlich in Avignon für uns zur Verkostung bereitstellte. Der Schwerpunkt lag dabei auf der südlichen Rhône. Zeitgleich hatten wir aber auch die Möglichkeit, einige Syrah-Weine aus den nördlichen Appellationen zu verkosten.

Es war dabei Altmeister Alain Voge aus Cornas, der mit seinen Syrah-Weinen von den Hängen gegenüber Valence "den Vogel abschoss".  Mit seinen beiden Selektionen "Les Vieilles Fontaines" und "Les Vielles Vignes" ließ er sowohl die Konkurrenz aus dem Norden, als auch die Weine des Südens hinter sich. Erstaunlich - und sicher auch für den Konsumenten wegen der günstigeren Preise erfreulich -, war die Tatsache, dass sich schon dicht hinter diesen beiden Weine der generischen Appellationen "Côtes du Rhône" oder "Côtes du Rhône-Villages" positionierten. Aus der Marketingperspektive dagegen ist es sicherlich nicht förderlich, wenn Weine der prestigeträchtigeren "Cru"-Appellationen wie Vacqueyras, Vinsobres, Gigondas oder Beaumes-de-Venise von diesen "einfachen" Côtes du Rhône-Weinen geschlagen werden. So etwas trägt auch zum nicht sehr ausgeprägten Image der Region bei ... siehe oben.

Die steilen Hänge der Côte Rôtie bringen elegante, vielschichtige Syrah-Rote hervor. (Foto: E. Supp)

Dass die biologisch arbeitenden Betriebe in Südfrankreich qualitativ ohne Mühe mit ihren "konventionellen" Kollegen mithalten können, ist dabei erfreulich, aber auch nichts wirklich Neues mehr. Erfreulich für die Zukunft: Man munkelt, der Weinbauverband von Châteauneuf-du-Pape wolle sich nach langen Jahren separater Entwicklung vielleicht doch dem Dachverband Inter-Rhône anschließend. Für die Zukunft der Weine auf den internationalen Märkten wäre das betimmt ein positives Signal.

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