Ältere Weinfreunde mögen sich erinnern: Vor den 1970er Jahren trank man Morgon oder Moulin-à-Vent, Juliénas oder Fleurie, Weine, die sowohl jung trinkbar waren als auch gute Alterungsfähigkeit besaßen. Man scherte sich wenig darum, dass diese Weine aus den Hügeln des Beaujolais stammten, denn traditionell wurden diese Weine oft als Burgunder vermarktet, meist in einer Reihe mit denen des Mâconnais. Dann kam ein gewitzter Erzeuger und Weinvermarkter namens Dubœuf, erfand … nein, nicht den Beaujolais Nouveau, wohl aber die Inszenierung des weltweit einheitlichen Verkaufsbeginns am dritten Donnerstag im November, und trat damit eine regelrechte Lawine los. Manch einer bezeichnete später die Story des Beaujolais Nouveau als das gelungenste Weinmarketing-Manöver des 20. Jahrhunderts.

Aber, wie das mit Moden so ist: Sie kommen und sie gehen auch wieder. Und so sind die einst gigantischen Absatzzahlen der Kellereien zwischen Mâcon und Lyon schon längst Schnee von gestern. Zum Glück, muss man sagen, denn die Verkaufskrise zwang viele Erzeuger, sich wieder auf die Qualitäten ihres Gamay – aus dem werden die Roten des Beaujolais gekeltert – zu besinnen.

Die der größten Einzelappellation des Gebiets, des „Crus“ Moulin-à-Vent, organisierten kürzlich erstmals eine große Verkostung ihrer Weine für die in- und ausländische Presse. Was dann da auf dem Tisch stand, war tatsächlich erstaunlich. Frische, elegante und feste Rote, teils mit sehr vielversprechender Tanninstruktur, mit reintönigen Fruchtaromen, abgerundet durch Gewürznoten. Moderne Weine auf jeden Fall, die nichts mehr mit den Bonbonweinen der Nouveau-Welle zu tun hatten.